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Wien - Trotz bereitgestellter Sondermittel für Forschung und Entwicklung (F & E) droht Österreich das Ziel klar zu verfehlen, bis 2006 die Forschungsquote auf 2,5 Prozent zu steigern. Nach einer soeben fertig gestellten Hochrechnung der Statistik Austria wird die österreichische Forschungsquote, das sind die Ausgaben für F & E gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), heuer bei 1,96 Prozent zu liegen kommen. Im Vorjahr waren es 1,95 Prozent.

"Rasche Erholung"

"Um die 2,5 Prozent bis zum Ende der Legislaturperiode doch noch zu erreichen, müsste unerschwinglich viel investiert werden", sagte Elisabeth Scholtze von der Statistik Austria dem STANDARD. "Das können weder die öffentliche Hand noch die Wirtschaft allein leisten und auch beide zusammen nicht." Einzig ein massiver Konjunkturaufschwung könnte dazu beitragen, "dass wir in die Nähe der 2,5 Prozent kommen." Scholtze: "Die Erholung müsste aber rasch einsetzen und das BIP nominell um 4,5 bis fünf Prozent pro Jahr wachsen."

Wie berichtet, hatte sich die Regierung ursprünglich das Zwischenziel gesetzt, die Forschungsquote bis zum Jahr 2002 auf zwei Prozent zu bringen; später hat man dieses Ziel auf das Jahr 2003 verschoben. Die Differenz von 1,96 Prozent auf zwei Prozent mache rund 100 Mio. Euro aus, so Scholtze.

Wirtschaft Impulsgeber

Insgesamt werden im laufenden Jahr 4,34 (2002: 4,22) Mrd. Euro für F & E aufgewendet. Das Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist zum Großteil auf verstärkte F-&-E-Ausgaben der Wirtschaft zurückzuführen. Von Wirtschaftsvertretern kommt denn auch Kritik an der Knausrigkeit des Bundes. "Was da passiert, können wir und eigentlich nicht leisten", sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Lorenz Fritz. "Wir haben von Anfang an die Pläne der Regierung unterstützt, Reformen durchzuziehen und ausgabenseitig das Budget zu sanieren. Wir haben aber auch gedrängt, dass gleichzeitig massiv in Forschung und Entwicklung investiert wird, auch und gerade in Zeiten einer schwachen Konjunktur. Damit sind wir nicht durchgekommen - leider."

Wolfgang Damianisch, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), wirft der Regierung "Säumigkeit bei der Schaffung einer Nationalstiftung für F & E" vor. Eine solche Einrichtung sei notwendig, um die Forschungsförderung langfristig abzusichern. Außerdem erneuerte Damianisch am Montag die Forderung nach einer Bündelung der Ressortzuständigkeiten in zwei Ministerien und eine bessere Abstimmung der Forschungsinitiativen zwischen Bund und Ländern. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 3.6.2003)