Friederike Range: "Die Mensch-Tier-Beziehung sollte auf gegenseitigem Vertrauen basieren"

Foto: Schwärzler

STANDARD: Lange Zeit galt die Mensch-Hund-Beziehung als eine Art Mini-Rudel, in dem der Mensch das Alpha-Tier ist. Ist diese Sicht noch aufrecht?

Range: Die Mensch-Tier-Beziehung sollte auf gegenseitigem Vertrauen basieren, wo der Hund gewisse Regeln akzeptiert und seinen Platz kennt. Leider ist das in der Praxis nicht immer so.

STANDARD: Wie sollte sich die Mensch-Tier-Beziehung gestalten?

Range: Der Besitzer sollte das Sagen haben, aber oft wird Dominanz mit Gewalt gleichgesetzt, obwohl das in der Verhaltensforschung nichts miteinander zu tun haben muss. Wenn mehrere Tiere zusammenkommen, ist oft das souveränste und sicherste Individuum das dominante, hinter das sich die anderen freiwillig ordnen und wo sie sich sicher fühlen. Wenn das zwischen Mensch und Hund klappt, kann sich der Hund geborgen fühlen und dem Menschen das Handeln überlassen. Viele Hundebesitzer wollen nicht konsequent sein, weil sie dem Tier nicht sagen wollen: "Bis hierher und nicht weiter", aber sie tun ihm damit keinen Gefallen.

STANDARD: Gibt es Unterschiede im Verhalten von Hündinnen und Rüden?

Range: Die Hündinnen sind oft komplizierter in ihrer Denkweise, also wie sie an Probleme herangehen oder auch mit anderen Hunden interagieren.

STANDARD: Gibt es generelle Tem-peramentsunterschiede zwischen den einzelnen Hunderassen?

Range: Jeder Hund hat seinen Charakter, der teilweise angeboren ist. Bestimmte Rassen sind auf spezielle Fähigkeiten gezüchtet, aber im Clever Dog Lab testen wir nur auf allgemeine Fähigkeiten wie individuelles oder soziales Lernen. Dabei sind bisher noch keine Rasseunterschiede festgestellt worden. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2011)