Das Kloster Deir el-Bachit auf einer Hügelkuppe in Theben-West aus dem 5. bis 8. Jahrhundert.

Foto: DAI Kairo, LMU

Die entdeckten Ostraka - hier ein Brief-Fragment an den "Klostervater" Apa Zacharias könnten Licht in die Geschichte des Klosters bringen.

Foto: DAI Kairo, LMU

Einem deutschen Forscherteam gelang in der Nähe des Hügels Dra' Abu el Naga bei Theben-West in Ägypten eine überraschende Entdeckung: Arbeiten im Umland des hoch über dem Niltal auf der Hügelkuppe gelegenen Klosters Deir el-Bachit brachten 175 Ostraka - also Scherben von Tongefäßen mit Inschriften - zutage, die aufgrund der Fundumstände zweifelsfrei dem Kloster zuzuordnen sind. Die Funde könnten der bislang größten bekannten spätantik-koptischen Klosteranlage in Theben-West aus der Zeit vom 5. bis 8. Jahrhundert einige Geheimnisse entlocken.

Bereits eine erste Inaugenscheinnahme der Texte führte zu spektakulären Ergebnissen: Außer einigen Briefen an die "Klosterväter" Apa Zacharias und Apa Papas fand sich auch die Erwähnung eines "Topos (Klosters) des heiligen Paulos". Diese Ergebnisse sind insofern interessant, als eine Identifikation der Anlage von Deir el-Bachit bisher nicht möglich war. Das ist umso bedauerlicher, als es sich hierbei nicht nur um die größte monastische Anlage der Region handelt, sondern auch um die letzte noch recht gut erhaltene.

Pauloskloster gefunden?

Sie wird seit einigen Jahren archäologisch und epigraphisch erforscht. Die neuen Befunde sind nun in hohem Maße geeignet, diese Wissenslücke zu füllen: Beide in den Texten als Adressaten genannte Klosterväter sind bisher, wie aus bereits veröffentlichten, allerdings nicht verorteten Texten bekannt ist, ausschließlich für das seinerseits noch nicht lokalisierte, im thebanischen Raum gelegene Pauloskloster belegt. Die Identifikation der Anlage von Deir el-Bachit mit dem Pauloskloster ist damit sehr wahrscheinlich geworden.

Ein vor kurzem durchgeführter erster Abgleich der dem Pauloskloster zuzuweisenden Textbestände des British Museum, London mit den im Bereich der Anlage von Deir el-Bachit gefundenen Ostraka ergab einige zweifelsfreie Übereinstimmungen in den Handschriften der jeweiligen Texte und untermauert damit diese Zuordnung.

Einblicke in eine "dunkel" Epoche

Diese neuen Erkenntnisse ermöglichen nicht nur neue absolute Datierungsmöglichkeiten in Bezug auf das zeitlich sonst nur schwer einzuordnende koptische Material der Region, sondern sie bieten darüber hinaus neue wichtige Informationsquellen. So steht zu erwarten, dass im Zuge der noch andauernden Projekte Einsichten in die Lebenswelt, Organisation und Vernetzung einer monastischen Landschaft von der Spätantike bis in islamische Zeit gewonnen werden können, die diese sonst häufig unbeachtete "dunkle" Epoche weiter zu erschließen helfen. (red)