Graz - Mehrfache Brüche des Nasenbeins, mehrfache Brüche der Augenhöhle, Bruch des Jochbeins, Bruch des Augenbogens, Prellungen, Zerrungen, Schwellungen, Blutergüsse, Gehirnerschütterungen, Tinnitus und posttraumatische Belastungsstörung: Die kürzlich bestätigte Anklageschrift gegen acht Männer liest sich wie der Bericht über einen schweren Verkehrsunfall.

Die Beschuldigten sollen - der Standard berichtete - im Jänner 2010 "Heil Hitler" schreiend über Gäste und Kellner im Café Zeppelin im Grazer Uni-Viertel hergefallen sein. Bekleidet mit Bomberjacken und Springerstiefeln, wirkten sie "extrem gut koordiniert, fast wie eine Sondereinheit", erinnert sich ein Zeuge, und hätten "wie im Blutrausch" bereits regungslos am Boden liegende Menschen getreten und geschlagen.

Drei der jungen Männer sind - mittlerweile - ehemalige Mitglieder des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). Im November sollen die wegen schwerer Körperverletzung und NS-Wiederbetätigung Angeklagten - fast zwei Jahre nach dem Überfall - vor ein Geschworenengericht gestellt werden. Einen fixen Termin gibt es noch nicht. Richter Raimund Frei wartet, bis der große Schwurgerichtssaal im Grazer Straflandesgericht, der etwa noch vom Prozess gegen Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig besetzt ist, verfügbar ist.

Aus Justizkreisen heißt es, dass allein die Einvernahme der vielen Zeugen mindestens eine Woche dauern wird.

Ein Teil der Angeklagten wird sich auch wegen eines anderen Übergriffs im Sommer 2010 verantworten müssen: Ihnen wird vorgeworfen, beim Public Viewing des Fußball-WM-Spiels Deutschland gegen Ghana im Grazer Pfauengarten ebenfalls Nazi-Parolen gerufen zu haben. Unter anderem wurde dabei der Grünen-Politiker Werner Kogler verletzt.(Colette M. Schmidt, DER STANDARD; Printausgabe, 14.10.2011)