Drum prüfe vorher, wie du postest.

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Als sich Google-Techniker Steve Yegge in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf Google+ einloggte und ausführlich über Amazons und Googles Probleme mit der Schaffung ordentlicher Plattformen auf dem sozialen Netzwerk ätzte, machte er den Post versehentlich öffentlich, anstatt ihn ausschließlich mit Google Mitarbeitern zu teilen.

Googles Unfähigkeit

In seinem Posting schimpft Yegge über seine Arbeit bei Amazon aufgrund der notorischen politischen Machtkämpfe innerhalb des Unternehmens. Interessanter allerdings ist seine schonungslose Einschätzung von Googles - wie er sie nennt - Unfähigkeit, Plattformen zu verstehen und wie dies dem Unternehmen langfristig schaden kann. Inzwischen gelöscht, wurde die Wutrede von vielen gelesen und auch weiterverbreitet.

Erfolg von Facebook

Unter anderem kritisiert er, dass Google+ als eine spontane und kurzfristige Reaktion auf Facebook entstanden sei. Die Annahme, dass Facebook deshalb erfolgreich sei, weil sie ein großartiges Produkt kreiert haben, sei falsch. "Facebook ist erfolgreich, weil sie eine ganze Konstellation von Produkten kreiert haben und sie den Leuten anbieten, weitere Arbeit daran zu verrichten. Demnach ist Facebook für jeden anders. Die einen verbringen ihre gesamte Zeit mit Mafia Wars, die anderen mit Farmville", so der Google-Entwickler.

Bedeutung von Plattform

Während Yegge nicht viel Positives über Amazon zu sagen hat, räumt er ein, dass Amazon-Gründer und -Präsident Jeff Bezos - anders als Google - versteht, dass es nicht um die Entwicklung interessanter Produkte geht. Stattdessen braucht es eine Plattform, um ein tolles Produkt zu bauen.

Vom Produkt-Konzern zum Plattform-Spieler

Das Fehlen von Programmierschnittstellen sei ein markantes Problem des sozialen Netzwerks, betont Yegge. "Die Google+-Plattform ist eine armselige Nachlese. Beim Start hatten wir keine API. Als ich zuletzt nachgesehen habe, hatten wir einen mikrigen API Call. Alles was wir hier anbieten können, ist, jemandes Stream anzusehen", kritisiert der Google-Mitarbeiter. Langfristig müsse sich Google vom reinen Produkt-Unternehmen mehr zu einem Plattform-Spieler entwickeln.

Willkommen, Eric Schmidt  

Inzwischen hat offensichtlich auch der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt die Macht der Kreise erkannt und ein Profil auf Google+ eingerichtet. Seinen ersten öffentlichen Beitrag widmete er Steve Jobs.
Häufig wurde kritisiert, dass diverse Google-Manager, darunter auch Schmidt, bisher vor einem Profil auf Google+ zurückscheuten. Nach und nach zogen schließlich auch Senior Vice President von Search, Alan Eustace, oder Susan Wojcicki, SVP von Ads, nach. 

Erklärung

Steve Yegge hat nun ausführlich dazu Stellung genommen, dass die Nachricht nur intern gelesen werden sollte. Sein Missgeschick erklärt er damit, dass es ein mitternächtlicher Post war, er müde war und außerdem kein erfahrener Google+-Nutzer sei. (ez, derStandard.at, 13.10.2011)