Am ehrgeizigsten treibt Renault-Nissan die E-Mobilität voran. Ist nicht ganz unriskant.  Nissans Leaf läuft bereits,...

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... der Esflow ist noch Studie ...

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... wie Renaults Frendzy.

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Die anderen Renaults gehen aber schon bald ans Netz.

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Während die einen noch darüber grübeln, in welcher Form es Elektroautos geben wird und ob's überhaupt Sinn macht, elektrisch Auto zu fahren, sind andere längst felsenfest davon überzeugt: Die Autozukunft ist elektrisch. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Das Elektroauto hat nämlich per se noch keinen umwerfenden Vorteil: Es benötigt genauso Parkplätze, und auch sein CO2-Ausstoß liegt in Summe nicht zwangsläufig unter dem eines einigermaßen umweltfreundlichen Wagens mit Verbrennungsmotor. Allerdings kann in dichten Ballungsräumen schon die Tatsache, dass ein Elektroauto lokal kein Abgas ausstößt, als großer Vorteil gelten. Zusätzlich bringt die nahezu geräuschlose Fortbewegung eine neue Dimension in die Mobilitätsdebatte.

Auch die Autohersteller selbst schätzen die Lage sehr unterschiedlich ein. Praktisch alle arbeiten am Thema Elektroauto. Die Art, wie, lässt allerdings einige Schlüsse über die firmeninterne Gewichtung künftiger Elektrokonzepte zu. Renault etwa geht das Thema gemeinsam mit Partner Nissan sehr breit und mit großer Konsequenz in der Umsetzung an. Die französisch-japanische Allianz war unter den Ersten, die Großversuche mit Elektroautos unternahmen und jetzt auch in der Lage sind, mit 2012 gleich mehrere Modelle in vollelektrischer Ausführung fast weltweit anzubieten, wie etwa mit Jahresanfang das Familienauto Fluence oder den Kleintransporter Kangoo oder den vierrädrigen Kabinenroller Twizzy und kurz darauf den kleinen Kompakten Zoe. Nissans Leaf firmiert in der Österreich-Preisliste bereits unter „bald erhältlich".

Relativ forsch geht es auch Opel an, allerdings nicht ganz auf so breiter Ebene. Der gemeinsam mit Chevrolet entwickelte und in USA hergestellte Ampera steht bereits für 42.900 Euro in den Auslagen. Er ist allerdings kein reines Elektroauto, er besitzt einen Benzinmotor zur Vergrößerung der Reichweite über 60 km hinaus und erinnert in seiner Funktionsweise letztlich frappant an ein Hybridauto.
Auch die Deutschen haben das Thema nicht wirklich verschlafen, wie so oft behauptet wird, sie sind bloß etwas scheuer in der Umsetzung. VW hat seit Jahrzehnten eine Elektroversion des Golfs in der Schublade, aber man möchte sich keinesfalls mit einem zu frühen Start finanziell verkühlen. So ist der Markteintritt für den 85 kW starken blue-e-motion für 2013 geplant. Dass auch eine E-Version des neuen Kleinen Up! kommt, versteht sich von selbst. Daimler macht beim Elektro-Smart Nägel mit Köpfen: Er kommt auch schon 2012, die neue Mercedes B-Klasse soll es ab 2014 mit Range Extender geben. Die Preishürde beim Smart bändigt man, indem nur das Autos selbst verkauft wird, die Batterie ist zu mieten.

Als kluger Schachzug der Marketingabteilung gilt BMWs Elektroauto-Engagement. Vor lauter Technologieführerschaft und Exklusivität wird man kaum in Gefahr geraten, sich mit dem Risikofaktor Elektroauto das fossile Geschäft anzupatzen. Der kleine Viersitzer i3 bekommt ein Kohlefasermonocoque und unverschämt exklusives Auftreten, womit er kaum für Riesenstückzahlen gedacht sein kann und folglich auch eher teuer sein wird.

Als breites Experimentierfeld für Elektroautos kristallisieren sich eher die Kleinwagen heraus, bis hinunter zu Motorroller-ähnlichen Gebilden. Je praxistauglicher Autos sein sollen, umso eher erscheint eine Unterstützung durch eine Verbrennungsmaschine nötig, Stichworte Plug-in-Hybrid und Range Extender.

Während aufseiten der Autohersteller schon emsig am Markteintritt gearbeitet wird, stehen viele Ideen zur Infrastruktur erst ganz am Anfang, schließlich herrschen gerade in Ballungsräumen oft denkbar schlechte Voraussetzungen für den Betrieb von Elektroautos. Man kann das Ladekabel ja nicht einfach aus dem Fenster hängen lassen.

Elektroauto bedeutet nicht nur Neustart einer jahrhundertealten Antriebstechnologie, sondern auch grobe Umwälzungen, das ganze weite Feld zwischen Mobilität und Energieversorgung betreffend. Nissan etwa möchte den Leaf nicht nur als Auto verkaufen, sondern auch als Stromspeicher nutzen, wenn er an der Ladestation hängt, was eine deutlich bessere Nutzung der elektrischen Energie insgesamt ermöglichen würde. Dass dabei immer nur von „sauberem" Strom aus regenerativen Quellen die Rede ist, versteht sich von selbst. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/rondoMobil/Oktober 2011)