Rudolfsheim-Fünfhaus (47, Prozent) ist der migrationsstärkste Bezirk in Wien (Foto: Markthändler am Meiselmarkt).

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Wien - Wien hat im Bundesländervergleich den höchsten Migrantenanteil, und das Bevölkerungswachstum in Österreich wird ausschließlich durch Zuwanderung ermöglicht: Diese bereits bekannten Trends bestätigt eine aktuelle Studie des Integrationsfonds zu "Migration und Integration in den Bundesländern". Die Auswertung zahlreicher Statistiken kommt aber auch zu aufschlussreichen Detailergebnissen. So ist etwa im Burgenland die Arbeitslosenquote bei Menschen ausländischer Herkunft niedriger als bei Österreichern; in Wien ist die Einkommensschere zwischen Österreichern und ausländischen Beschäftigten besonders groß; und in Niederösterreich schaffen es am wenigsten Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache ins Gymnasium.

Einige Zahlen in der der APA vorliegenden Studie, die Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz bei der Tagung der Integrationsreferenten am Mittwoch in Graz erörtern will, überraschen wenig: So hat Wien mit 33,4 Prozent der Bevölkerung den höchsten Anteil von Menschen mit ausländischer Herkunft. Rudolfsheim-Fünfhaus (47, Prozent) ist der migrationsstärkste Bezirk. Vorarlberg hat mit 19,9 Prozent ebenfalls einen recht hohen Anteil, wobei Türken die Hauptgruppe stellen.

Kärnten: Höchste Arbeitslosenquote unter Zuwanderern

Wenige Migranten leben im Burgenland mit 9,4 Prozent der Einwohner. Im Burgenland stellen zudem die Ungarn die größte Gruppe der Zuwanderer, gefolgt von Deutschland und Rumänien. Folgerichtig ist das Burgenland neben Tirol auch eines jener Länder, in denen die Zuwanderer zu zwei Dritteln aus EU-Staaten stammen. In den übrigen Bundesländern macht der EU-Anteil rund die Hälfte aus. Apropos Tirol: Rang drei als Herkunftsland hat hier Italien, was mit dem Zuzug aus Südtirol zu erklären ist. Dass auch die Niederlande (2.000 Personen im Vorjahr) mit Sehnsucht nach Tirol blicken, mag mit einer hohen Dichte an Ferienwohnungen zu erkären sein.

Das Burgenland ist zudem das Land mit der niedrigsten Gesamt-Geburtenrate. Im Gegenzug hat das Burgenland 2010 als einziges ein wenn auch sehr schwaches positives "Wanderungssaldo" bei Österreichern verzeichnet. Will heißen: 329 Österreicher zogen hin, 325 verließen das Land - macht ein Saldo von plus vier. Angesichts eines Gesamtwanderungssaldos von 900 Personen allerdings ein vernachlässigbares Ergebnis. In allen anderen Bundesländern ist das Bild noch viel deutlicher: Die Bevölkerungszahl wächst, aber ausschließlich durch Zuwanderung.

Einen weiteren Ausreißer hat das Burgenland bei der Arbeitslosenquote von ausländischen Staatsbürgern aufzuweisen. Sie liegt dort nämlich mit 5,4 Prozent unter jener der österreichischen Arbeitnehmer (8,2 Prozent). In allen anderen Bundesländern ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern teils deutlich höher - am höchsten in Kärnten mit 12,5 Prozent, gefolgt von Wien mit zwölf Prozent.

Sonderschulen mit hohem Migrantenanteil

Österreichweit bestätigt die Studie eine deutliche Einkommensschere zwischen österreichischen und ausländischen Beschäftigten. Am größten klafft diese in Wien, wo Ausländer nur 76 Prozent des Einkommens von Österreichern erzielen. Am kleinsten ist der Unterschied in Vorarlberg, wo ausländische Beschäftigte immerhin auf 89 Prozent kommen.

Als wesentlicher Faktor für Integration wird immer wieder der Zugang zu (höherer) Bildung bezeichnet. Noch sieht es hier nicht besonders ermutigend aus, dieser Befund wird auch in der vorliegenden Studie bestätigt. Der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Umgangssprache ist in den Sonderschulen besonders hoch - 35 Prozent in Vorarlberg etwa. An den Gymnasien dagegen ist er zum Teil unverhältnismäßig gering.

Statistische Erhebungen zusammengeführt

So haben in Niederösterreich insgesamt elf Prozent der Schüler eine andere Sprache als Deutsch als Muttersprache, aber nur sechs Prozent der AHS-Schüler gehören zu dieser Gruppe. Das ist der österreichweit niedrigste Wert. In Wien dagegen beträgt er 29 Prozent - insgesamt kommen dort rund 42 Prozent der Schüler aus einem fremdsprachigen Umfeld.

Da in der Publikation diverse statistische Erhebungen zusammengeführt werden, kommen die Termini "Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit" (also jene, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben) "Personen ausländischer Herkunft" (Ausländer sowie im Ausland geborene, die mittlerweile eingebürgert sind) sowie "Personen mit Migrationshintergrund (Personen ungeachtet der Staatsbürgerschaft, deren Eltern im Ausland geboren wurden) parallel zum Einsatz. In der Schulstatistik zählt wiederum die Muttersprache bzw. genauer gesagt die "Umgangssprache" zu Hause. (APA)