Drei von vier Rektorinnen: Sonja Hammerschmid (VetMed), ...

Foto: Andy Urban

... Eva Blimlinger (Akademie) ...

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... und Christa Neuper (Uni Graz).

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Wien - Es geht ja, wenn man will: Eine unipolitische Diskussion mit vier Frauen, die nicht um Kinder, Vereinbarkeit und die Frage "Wie schaffen Sie das denn nur?" oszilliert. Beim Montagsgespräch zum Thema "Universitäten: Wie geht es weiter?" - Standard-Kolumnist Gerfried Sperl moderierte - hatten drei der vier Rektorinnen - Sabine Seidler (TU Wien) war an ihrer Uni unabkömmlich - Gelegenheit, über das zu reden, was Rektoren - und nun auch Rektorinnen - so in ihrem Job zu erledigen haben.

Ein Thema, das Sonja Hammerschmid (seit Sept. 2010 an der Veterinärmedizinischen Uni Wien), Eva Blimlinger (Akademie der bildenden Künste) und Christa Neuper (Uni Graz, beide seit 1. Oktober) für prioritär halten, ist: Forschung bzw. "Redisziplinierung" an der Akademie im Sinne einer fundierten wissenschaftlichen und künstlerischen Basis in einer Disziplin, um dann als Künstler/in kritikfähig sein zu können.

Nach der - inhaltlich und organisatorisch - nicht immer einfachen Umstellung der Lehre auf die Bologna-Struktur (Bachelor-Master-PhD) "ist jetzt die Forschung dran", sagte Neuropsychologin Neuper. Forschungsgeleitete Lehre sei der Nukleus einer Universität, "da müssen wir wirklich Impulse setzen", nicht nur disziplinen-, sondern auch Uni-übergreifend an den vier Grazer Unis. Und durch personelle Aufstockung, denn derzeit habe man teils Betreuungsverhältnisse "fernab von allen europäischen Richtlinien".

Die VetMed ist (noch) unter den besten zehn VetMed-Unis in Europa, aber mit einer Betreuungsrelation von einem Lehrenden auf zehn Studierende sei das "Maximum des Möglichen" erreicht, um die internationale Akkreditierung nicht zu verlieren, sagte Biologin Hammerschmid. Sie braucht für ihre Uni 21 Millionen zusätzlich für 2013 bis 2015: "Da reden wir noch nicht vom Ausbau von Zukunftsfeldern oder Professuren."

Mehr Miete, mehr Geldnot

Historikerin Blimlinger erinnerte an einen etwas unberechenbaren Geldaspekt, der die Unis gerade getroffen hat. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), der die Uni-Gebäude gehören, hat mitgeteilt, dass die Mieten um fünf Prozent teurer werden, die Betriebskosten um zehn Prozent. Um diese Mieterhöhung nur für die Universitätsstandorte in Wien budgetär abdecken zu können, müssten auf die immer wieder geforderten 300 Millionen Euro Nothilfe für alle Unis sofort 50 Millionen draufgelegt werden - oder die Unis sperren und streichen.

Blieb noch eine Frage zu klären: Wie halten es die Rektorinnen mit der historischen Robe, dem Talar? Muff oder Muss? Die erste Rektorin, Ingela Bruner (Boku), hatte sich 2008 ja angesichts museumsreifer Exemplare einen neuen vom österreichischen Designerteam Wendy & Jim entwerfen lassen.

Sonja Hammerschmids Wille zum Design hat mit Vetmed-Correctness zu tun. Sie hat den Hermelin am Kragen entfernen lassen - und die Hüte abgeschafft. Christa Neuper sieht im Talar auch die Tradition ihrer 426 Jahre alten Uni repräsentiert. Und Eva Blimlinger weiß, was sie ihren Kunststudierenden schuldet: Sie und ihre Vizerektorinnen werden den Talar vielleicht tragen, "aber wir überlegen eine künstlerische Intervention, um zu sagen, dass sie Symbole sind - die Frage ist nur, welche." (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10.2011)