Bernd Greifeneder: "Ich habe das Gefühl, dass man hierzulande mitunter kleinkariert denkt."

Foto: Dynatrace

STANDARD: Was sollten Gründer eines Start-ups mitbringen?

Greifeneder: Für mich war es extrem wichtig, davor in einer internationalen Firma tätig gewesen zu sein. Von der Uni weg hätte ich es mir nicht träumen lassen, jemals auch nur einen Fünf-Mann-Betrieb zu haben. Die Auslandserfahrung hat mir die Augen geöffnet. Ohne sie hätte ich bei der Firmengründung nie gesagt: Das muss international sein. Das ist auch der Grund, warum ich es nicht so optimal finde, Studenten frisch von der Uni weg in die Unternehmensgründung zu lassen.

STANDARD: Ist dann die richtige Idee das Um und Auf?

Greifeneder: Wenn im Endeffekt nichts herausschaut, hat man von einer schönen Idee nichts. Für mich war wichtig, den Kundenschmerz zu verstehen. Es hat sich auch als unabdingbar erwiesen, von Anfang an jemanden für Vertrieb und Marketing und für den Finanzbereich an Bord zu haben. Spätestens bei den Unternehmensgründungen in Paris oder London und beim Finden des richtigen Venture-Capital-Gebers war das echt notwendig.

STANDARD: Wie fanden Sie die Voraussetzungen in Österreich?

Greifeneder: Ich habe das Gefühl, dass man hierzulande mitunter kleinkariert denkt. Es braucht da eine internationale Vision. Dass man zuerst Geld investieren muss, hat man bei der Förderbank Austria Wirtschaftsservice dann besser verstanden. Dass das ein größeres Investment ist, dass man da 15 Entwickler braucht und ein, zwei Jahre finanzieren muss, bis man was hat, was Geld bringt, wird in Österreich nicht einfach verstanden. Man hat auch selbst immer wieder Zweifel, wenn man jeden Cent zehnmal umdrehen muss und nicht weiß, ob aus den 150.000 Euro, die man hineingesteckt hat, etwas wird.

STANDARD: Wie gelang der Sprung in den internationalen Markt?

Greifeneder: 2006 hatten wir erste Kontakte mit Venture-Capital-Gebern. Wir wollten eigentlich zuerst einen österreichischen. Es hat sich aber herausgestellt, dass heimische Kapitalgeber den Softwaremarkt weniger gut verstehen als jene in den USA.

STANDARD: Wo liegt das Problem?

Greifeneder: Die Start-up-Förderungen haben für uns gut funktioniert. Aber was ist danach? Das mit einem Venture-Capital-Geber in einem größeren Rahmen umzusetzen, ist sehr schwierig. Ein Investor aus Österreich hätte uns nie international so gepusht und in der größeren Dimension gedacht. Start-ups schränken sich hier zu sehr auf die eigene Region ein.

STANDARD: Was ist in den USA anders?

Greifeneder: Der US-Investor hat gesagt: Seids narrisch, ihr müsst eure Umsatzerwartungen gleich einmal verdoppeln. Der hat gleich anders Gas gegeben. Das war auch richtig. In Österreich fehlt uns einiges an Mut und Schlagkraft.

STANDARD: Wie geht es jetzt mit Dynatrace weiter?

Greifeneder: Die gesamte Softwareentwicklung findet in Linz statt. Wir können jetzt noch schneller wachsen. Ich habe seit Juli zehn Mitarbeiter eingestellt und plane, dass noch 30 bis 35 bis Ende nächsten Jahres allein im Entwicklungsbereich dazukommen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, vom Technologieführer zum Marktführer zu werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2011)