Anreise: Von Wien aus fliegt man am besten nach Mailand. Innerhalb einer Stunde und zwanzig Minuten erreicht man den Flughafen Mailand-Malpensa. Flüge zum Beispiel mit Fly Niki. Ab Malpensa kann man einen Pkw mieten und braucht nochmals eineinhalb Stunden, um Bellagio zu erreichen. Vorsicht ist geboten, da die Straßen am See äußerst eng und kurvig sind. Alternativ kann man vom Flughafen Malpensa den Shuttlebus zum Mailänder Hauptbahnhof nehmen. Von dort fährt ein Zug nach Como. Da Bellagio selbst über keine Zuganbindung verfügt, muss man von Como den Bus nehmen. Die Anreise mit dem Zug nach Como dauert bis zu fünfzehn Stunden: www.comer-see-italien.com

Foto: APT del Comasco

Unterkunft: Wer pompösen Luxus und barocke Schönheit liebt, sollte in der Villa Serbelloni übernachten. Es ist das einzige Fünf-SterneHotel in Bellagio. Prominente wie John F. Kennedy, Konrad Adenauer und Albert Schweitzer haben dies auch schon getan. Ein Doppelzimmer in der Villa Serbelloni kostet ab 385 Euro.

Das Hotel bietet neben einem Taxi-Bootservice auch einen Autodienst an, der einen direkt zum Flughafen Mailand-Malpensa bringt (Kosten: 180 Euro). Standesgemäß kann man sich auch per Limousine zum Flughafen chauffieren lassen, muss dafür jedoch auch stolze 250 Euro hinblättern. Die Saison dauert von April bis Oktober, Tel.: 0039/031/950216 ; Adresse: Via Roma 1 - Bellagio 22021 (CO)

Foto: Villa Serbelloni

Auf die Insel Comacina kommt man mit der Fähre, die regelmäßig von Bellagio abfährt. Im Restaurant Locanda wird seit 1947 nur ein Menü serviert - es beinhaltet fünf Gänge und kostet 64 Euro. Inbegriffen ist nicht nur eine Flasche Wein, sondern auch ein Brandy, der in einer Pfanne mit Zucker und Kaffee zubereitet wird. Bei Glockenschlag bereitet der Wirt täglich das ganz spezielle Getränk zu und erzählt dabei lautstark seinen Gästen die Geschichte der Insel. An der Fotowand kann man bestaunen, wer hier schon aller gespeist hat: Von Liam Gallagher über Arnold Schwarzenegger, Bruce Springsteen bis zu Brad Pitt waren schon dutzende Weltstars hier. www.comacina.it, Tel.: 0039/ 034/455 083 567 55, Öffnungszeiten 12.00-14.00/19.00-21.30, Achtung: Kreditkarten werden nicht akzeptiert.

Foto: APT del Comasco

Schon Kaiserin Sisi hat damals den Kaffee und das hausgemachte Gebäck im Café Rossi genossen - schwer vorzustellen ist das nicht: Mit seiner Jugendstilarchitektur und den verzierten Kacheln wirkt das kleine Café in Bellagio wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Touristen kommen hierher, um ein schnelles Foto zu schießen - für viele Einheimische ist das Rossi jedoch wie ein verlängertes Wohnzimmer.

Verlässt man das Kaffeehaus, so steht man direkt vor Bellagios ganzem Stolz: der Promenade am Comer See. Der drittgrößte See Italiens besticht vor allem durch seine vielfältige Landschaft. Er befindet sich zwar nur 220 Meter über den Meeresspiegel, doch die unmittelbar angrenzenden Berge ragen in rasanter Steile bis auf 1700 Meter auf.

Am Morgen fielen noch vereinzelte Schneeflocken auf die verlassenen Straßen. Mittlerweile hat die Sonne einen blauen Himmel freigegeben und einige Hartgesottene nehmen sogar trotz des herbstlichen Wetters ein Bad im See, während sich vor ihnen ein Panorama ganzjährig verschneiter Bergspitzen ausbreitet. Dieses Panorama schätzen auch Madonna, Brad Pitt und George Clooney, die alle ein Feriendomizil am See besitzen.

Touristen und Komponisten

Bellagio selbst besitzt mit seinen charakteristischen pastellfarbenen Steinhäusern eine zeitlose Schönheit. Die wenigen Dorfbewohner haben an diesem Vormittag bereits die kleinen Gassen geräumt, um den Touristenströmen Platz zu machen. Nur ein älterer Herr sitzt noch zigarrenrauchend auf der Steintreppe, die zur Dorfkirche hinaufführt.

Gelassen schaut er die vielen Schaulustigen an, die Fotos schießend und Souvenirs kaufend durch das verschlafene Dorf hetzen. Viele Touristen bleiben neben dem Dorfbewohner stehen - er sitzt nämlich direkt an einer Mauer, an der eine Tafel mit einem eingravierten Konterfei zu sehen ist. Der berühmte Komponist Franz Liszt habe 1837 in Bellagio gewohnt und fing auch hier nach längerer Pause wieder mit dem Komponieren an.

Davon unbeeindruckt, setzt der alte Mann seinen Weg schließ- lich fort. Wie in Zeitlupe wirkt sein Gang im Vergleich zum Marschschritt der Touristen. Diese sind meist jenseits der fünfzig, gut betucht und kommen mehrheitlich aus Übersee: Für viele Amerikaner und Ostasiaten scheint Bellagio perfekt in ihr romantisiertes Märchenbild von einem norditalienischen Dorf zu passen.

Vorbild für Las Vegas

Bellagio, das nur aus einer einzigen Einbahnstraße und verzweigten Treppengängen besteht, hat selbst zur Hauptsaison nur 3000 Bewohner - das gleichnamige Luxushotel in Las Vegas hat allein mehr Zimmer. Der Kasinobetreiber und Milliardär Steve Wynn war einst auf Besuch vor Ort - und so begeistert von Bellagio, dass er in der amerikanischen Glücksspielstadt dem Ort ein Denkmal gesetzt hat.

Das Hotel Bellagio zählt zu den größten weltweit und hat durch Auftritte in Filmen wie Oceans Eleven mittlerweile weit mehr Berühmtheit erlangt als das Original.

Verlässt man das Dorf, passiert man einen altertümlichen Gebäudekomplex an einem Berghang. Was wie eine mittelalterliche Festung anmutet, ist in Wahrheit die einzige Rockefeller-Stiftung außerhalb der USA. Wissenschaftler, Künstler und Politiker aus aller Welt verbringen auf dem 200.000 Quadratmeter großen Grundstück einen mehrwöchigen Forschungsaufenthalt.

Nach einem zehnminütigen Fußmarsch erreicht man schließlich die einzige Parkanlage, die direkt an den Comer See grenzt: das Gelände der Villa Melzi. Es besteht aus einer kleinen Kapelle, der namensgebenden neuklassizistischen Villa und einer beeindruckenden Parkfläche, die sich am Rand des Sees entlangschlängelt. Der Bau der Villa wurde von Francesco Melzi d'Eril, einem engen Freund Napoleons, 1808 in Auftrag gegeben.

Die Familie Melzi ist eine der reichsten und einflussreichsten Italiens. Dem Enkel eines ehemaligen Statthalters von Mailand, der aktuell die Villa und Parkanlage bewohnt und betreibt, wird jedoch eine gewisse Knausrigkeit nachgesagt.

Trotz des beeindruckend gepflegten Gartens mit einer reichhaltigen Flora wurde an Tafeln zur Information und Einordnung gespart. So geht die historische Dimension der Villa Melzi etwas unter - man erfährt zum Beispiel nicht, dass einst der junge Franz Liszt in dem idyllischen Pavillon - seinem "schönsten Ort der Welt" - einige seiner Frühwerke geschrieben hat. Begeistert schrieb er 1837 folgende Worte: "Wenn Sie die Geschichte zweier glücklicher Liebender schreiben, so wählen Sie als Schauplatz die Ufer des Comer Sees! Ich kenne sonst keine so offensichtlich vom Himmel gesegnete Landschaft, keine, in der der Zauber eines liebeerfüllten Lebens natürlicher erscheinen könnte".

Über den See geht es wahlweise mit einer Fähre oder aber dem ultraschnellen Tragflügelboot, das für Seekrankheit anfällige Leute jedoch lieber meiden sollten. Mit dem Boot erreicht man in Windeseile Comacina, die einzige Insel im Comer See.

Schon im Jahr 569 erlangte sie geschichtliche Bedeutung, als im Rahmen des Krieges zwischen Griechen und Goten die reichen Bewohner rund um den See auf Comacina geflüchtet sind. Immer wieder diente die Insel seitdem als Festung - zuletzt während des Zweiten Weltkriegs.

Heute ist Comacina hauptsächlich für sein Restaurant Locanda bekannt. Auf der Terrasse wird bei atemberaubendem Seeblick seit 1947 immer das gleiche Menü serviert. Es beinhaltet frisches Gemüse, Parmesan, eine Lachsforelle, Wein und weitere Köstlichkeiten aus der Region. An der Fotowand des Restaurants sieht man dann auch wieder die Prominenten, die den Comer See in Scharen zu bevölkern scheinen: Von Schwarzenegger über Joe Cocker bis hin Matt Damon hat schon fast jeder hier gespeist, der im Showgeschäft Rang und Namen hat. (Fabian Kretschmer/DER STANDARD/Printausgabe/08.10.2011)