"I want to go back", Sehnsucht nach unbeschwerter Kindheit: Ausstellungsansicht zu Petrit Halilaj.

Foto: Kunstraum

Innsbruck - Vier Holzschächte, grob gezimmert aus rohen Brettern, bohren durch die Decke des Kunstraum Innsbruck. Im Inneren dieser Schächte öffnet sich der Blick auf ein Himmelsgemälde, das als Scheibe auf einer Eisenkonstruktion am Dach des Gebäudes montiert ist. Die Tageszeiten des Himmels wechseln, weil sich die Scheibe dreht. Sie dreht sich rückwärts, als wäre es ein Wunsch des Künstlers, die Zeit zurückzudrehen. I want to go back, so nennt der Künstler auch diese Installation. Weiters stehen im Raum verteilt bäumchenartige Skulpturen, dürre Zweige sind auf einem Metallkörper fixiert. Ihr raketenförmiger Rumpf ist vertikal halbiert und das Innere mit leuchtendem Farbpulver gefüllt, das langsam ausrinnt.

Mit Petrit Halilaj präsentiert Veit Loers, kommissarischer Leiter des Kunstraums Innsbruck, einen international bereits vielbeachteten Vertreter der sehr jungen Künstlergeneration. Halilaj wurde 1986 im Kosovo geboren, er war erst dreizehn, als der Krieg ausbrach. In einem Flüchtlingslager in Albanien hat er seine traumatischen Kriegserlebnisse erstmals in Zeichnungen verarbeitet. Später studierte er Kunst an der Brera in Mailand. Mittlerweile lebt und arbeitet er zwischen Prishtina, Bozzolo (Italien) und Berlin.

Die unbeschwerte Kindheit, die für ihn jäh endete, ist der Sehnsuchtsort und das Reservoir, aus dem der 25-Jährige schöpft. Er ließ etwa das im Krieg zerstörte Elternhaus im Kosovo neu errichten und schuf aus den Verschalungsbrettern des Rohbaus für die Berlin Biennale 2010 eine überdimensionale Holzkonstruktion. Das Bauskelett sprengte den Ausstellungsraum, sodass das oberste Stockwerk durch den Plafond auf das Dach der Halle gesetzt werden musste. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD/Printausgabe 11. Oktober 2011)