Das HTC Sensation XL läuft mit Android 2.3.5 Gingerbread und bringt mit der neuen Version 3.5 der Sense-Oberfläche einige neue Features mit: Dank des Deals zwischen HTC und Dropbox ist Dropbox auf dem Sensation XL vorinstalliert.

Foto: derStandard.at/Eva Zelechowski

Links das Beats-Headset in der Limited Edition, rechts die In-Ear-Kopfhörer.

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Beats Audio kann mit einem Klick aktiviert/deaktiviert werden.

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Ein weiteres Feature im Multimedia-Flaggschiff: Der Filmdienst Watch.

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Entgegen der Erwartungen zahlreicher Medien und Anwender, bekamen die versammelten Journalisten am HTC-Presse-Event in London das Vigor nicht zu sehen. Stattdessen wurde das Sensation XL enthüllt, das sich als drittes Mitglied in die beliebte Sensation-Familie von HTC reiht. Abheben will sich das Android-Smartphone durch die integrierte Audio-Technologie "Beats by Dr. Dre", die durch mitgelieferte In-Ear-Köpfhörer und die spezielle Software sattere Bässe und klarere Höhen erzeugt. Das HTC Sensation XL kommt mit Android 2.3 Gingerbread auf den Markt. Der WebStandard konnte in London erste Eindrücke vom neuen neuen Sound-Wunder sammeln. 

Design

HTC hat dem Sensation XL ein 4,7-Zoll-Riesendisplay aus kratzfestem Gorilla Glas mit einer Auflösung von 480 x 800 Pixel verpasst. Im verdunkelten Raum konnte man nicht wirklich sehen, ob das Display stark spiegelt. Die Farben waren beim Sensation XL - hier führt HTC seine Tradition fort - kontrastreich und prächtig. Wie schon das Sensation und das Sensation XE weist es ein Unibody-Gehäuse auf und wirkt dadurch robust. Im Vergleich dazu scheint die Plastik-Rückseite des Samsung Galaxy S2 wesentlich instabiler zu sein und macht einen billigeren Eindruck.
Die Farbauswahl fällt beim Sensation XL in Weiß zwar knapp aus, gewinnt dadurch aber an Eleganz.

Verbesserte Oberfläche Sense 3.5

Als Betriebssystem kommt Android 2.3.5 Gingerbread zum Einsatz. Darüber hat HTC seine eigene Oberfläche Sense in der Version 3.5 gelegt. Gegenüber der Vorgängerversion gibt es Veränderungen: Noch vor dem Entsperren hat man über den aktiven Sperrbildschirm Zugang zu Anwendungen wie Telefon und Kamera. Mit der neuen Sense-Version bekommen Nutzer außerdem mehr Raum für individuelle Einstellungen wie ein persönliches Hintergrundbild und der Cloud-Dienst Dropbox ist bereits mit an Bord. Das verspricht Inhalte vom PC oder aus iTunes am Mac ohne großen Stress zu synchronisieren. Aufgrund der kurzen Zeit konnte hier der Test nicht ausführlich ausfallen.

Goliath-Größe

Mit der Größe kann es der taiwanesische Hersteller ein bisschen zu gut gemeint haben. Das Gerät misst 132,5 x 70,7 x 9,9 mm und fühlt sich gegenüber einem iPhone 4 (3,5 Zoll) vielleicht nicht in jeder Hosentasche wohl. Bereits das 4,3-Zoll-Display des Samsung Galaxy S2 wird deshalb von vielen Konsumenten als zu groß abgelehnt.

Wie von HTC gewohnt ist das Sensation XL sehr gut verarbeitet. Trotz Größe ist es schön schlank geworden, mit 162,5 Gramm relativ leicht und liegt gut in der Hand.

Beats by Dr. Dre

Als große Besonderheit fährt das Sensation XL mit der "Beats by Dr. Dre"-Technologie auf, die bereits aus dem Sensation XE bekannt ist. Dafür wurde ein Digitaler Signalprozessor, kurz DSP-Chip, verbaut sowie die Software auf die speziellen Kopfhörer urBeats abgestimmt. Am Kabel findet sich zudem eine Fernbedienung. Sobald das Gerät die urBeats-Kopfhörer erkennt, wird der speziell integrierte Preset Equalizer (EQ Preset) aktiviert. Bei herkömmlichen Kopfhörern funktioniert dieser allerdings nicht.

Im kurzen Test konnte man ein deutlich saubereres Klangspektrum wahrnehmen. Verbesserte Höhen und Tiefen - im Vergleich mit deaktiviertem "Preset Equalizer" wesentlich klarer - und die Bässe "fetter". Je nach Genre-Vorlieben - für Hip Hop oder RnB ist dies sicherlich vorteilhaft - können sich viele Nutzer mit Beats Audio als ein durchaus interessantes Feature anfreunden.

Limited Edition

Als Alternative für die urBeats In-Ear-Kopfhörer kündigte HTC eine Limited Edition an, die aus dem Sensation XL und einem Beats-Headset besteht. Bei welchen Mobilfunkpartnern die Limited Edition erhältlich sein wird, hat HTC noch nicht verraten.

Technische Ausstattung

Der interne Speicher beträgt 16 GB, davon sind 12,64 verfügbar. Entgegen der sonst üblichen Praxis ist er nicht erweiterbar. Der Arbeitsspeicher bietet wie der Vorgänger XE eine Speicherkapazität von 768 MB. Zum Einsatz kommt ein MSM-8255-Prozessor von Qualcomm, der mit 1,5 GHz taktet. Aus welchen Grund HTC keinen Dual-Core-Chip eingebaut hat, bleibt unklar. Obwohl gegenüber dem Sensation XE auf einen Dual-Core-Chip verzichtet wurde, läuft die Bedienung aller Elemente flüssig.
Wie bereits das Sensation und das Sensation XE dürfte auch das XL-Modell eine zufriedenstellende Performance liefern. In der kurzen Hands-On-Zeit klappte der Start der Widgets, der Wechsel zwischen Homescreen den Menüs sowie das Aufrufen der einzelnen Apps rasch und flüssig.

Akku

Während das Sensation XE über einen 1.730 mAh-Akku verfügt, handelt es sich beim XL um einen Lithium-Ionen-Akku mit 1.600 mAh, der laut Hersteller eine Gesprächsdauer von bis zu sieben Stunden gewährleisten soll. Sobald ein Testgerät vorliegt, können diese Angaben überprüft werden.

Anschlüsse

Als Anschlüsse sind 3,5-mm-Klinkenbuchse, WLAN 802.11, DLNA für drahtlose Übertragung vom Smartphone zu TV oder PC, ein micro-USB sowie Bluetooth 3.0 vorhanden.

Verbesserte Kamera

Dem Sensation XL wurden zwei Kameras mitgegeben: Die Kamera auf der Rückseite bringt 8 Megapixel, Dual-Led-Blitz und einen BSI-Sensor für schlechte Lichtverhältnisse mit. Zudem ist sie mit einer minimalen Brennweite von 2,2 sowie einer vergrößerten 28-Millimeter-Linse ausgestattet und es lassen sich wie bei vielen Smartphones Panoramafotos aufnehmen. Anders als beim Sensation XE, wo die Kamera auf der Rückseite links oben angebracht war, befindet sich diese auf der Rückseite des XL oben mittig. Das Sensation XL verfügt außerdem über eine 1,3-Megapixel-Frontkamera. Freuen kann man sich als Hobbyfotograf über den so genannten Burst-Modus, der innerhalb von 2,5 Sekunden fünf Bilder schießen soll. Ein schönes Extra für Sportbilder und Schnappschüsse.

Video in HD

HD-Videos werden mit 720p aufgenommen, eine geringe Verschlechterung gegenüber dem Vorgänger XE, das Video-Aufnahmen mit 1080p ermöglichte. Punkten will der taiwanesische Hersteller dafür mit dem Video-on-demand-Dienst HTC Watch, den man schon vom ersten Wurf der Sensation-Reihe, dem Sensation, kennt.

Bedenken

Wo also liegt die Sensation beim Sensation XL? Der Fokus von HTC auf Klangoptimierung durch die Beat-Audio-Technologie, mag nicht unbedingt höchste Priorität bei den Konsumenten sein. Bei jenen, die Wert auf Audio- und Video-Erlebnis legen, könnte das Multimedia-Smartphone punkten. Ob sich das XL dem um 60 Euro günstigeren Sensation XE durchsetzen kann, wird sich weisen. 

Auch der Trend der Hersteller, Smartphones mit immer größeren Displays zu produzieren, kann nach hinten losgehen. So schickt sich beispielsweise Samsung an, mit dem Galaxy Note, einen Smartphone-Riesen mit einem 5 Zoll Touchdisplay an den Start zu schicken. Passen diese Geräte dann nicht eher in Hand- als in Hosentaschen?

Fazit

Eine Revolution oder wirkliche Sensation ist HTC mit dem Sensation XL nicht unbedingt gelungen, zumal einerseits die Beats-Audio-Technologie nicht neu ist und HTC einen entsprechenden Online-Dienst mit Musik-Content schuldig bleibt. Hier heißt es für den Hersteller noch nachziehen.

Mit dem recht großen Format von 4,7 Zoll wird HTC nicht bei allen Anwendern punkten können. Der verbaute Single-Core statt Dual-Core-Prozessor enttäuscht. Da Geschmäcker unterschiedlich sind, kann die Tatsache, dass das Sensation XL nur in Weiß verfügbar ist, für viele Anwender ein Minuspunkt ein. Wer aber große Smartphones mag, wird sicher mit dem Sensation XL eine Freude haben. Pluspunkte bekommt das Gerät auf jeden Fall für die aufpolierte Kameraleistung. Abzüge gibt es für die geringere Auflösung und Prozessorleistung gegenüber dem Sensation und Sensation XE. Das HTC Sensation XL soll noch im November für 619 Euro auf den Markt kommen. (Eva Zelechowski/derStandard.at 17.10.2011)