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Tony Romo (Dallas Cowboys, unten) haben beide ihre Spiele nach Vorsprung vergeigt

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Mehr NFL im heimischen TV: ORF Sport + bringt ab 29. Oktober ein 45-minütiges Magazin. Im Bild vlnr.: AFBÖ Generalsekretär Fouad Lilabadi, Cheerleader Alessandra, ORF Sportchef Hans Peter Trost, der Autor, ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz, Cheerleader Alina, Nationalteamspieler Phil Stojaspal und ORF Sport + Sendungsverantwortliche Mag. Veronika Dragon-Berger bei der Programmpräsentation.

Foto: Georg Höfner / BSO

Wenn alles klar scheint, dann hat das Trügerische das Kommando übernommen. Der vergangene Sonntag war einer der Turnarounds.

In Arlington hatten die Dallas Cowboys (2-2) zunächst richtig viel Spaß mit neben sich stehenden Detroit Lions (4-0). Quarterback Matthew Stafford, unweit des Stadions zur High School gegangen und daher gar nicht so unbeliebt in der Gegend, erregte nach einer frühen Interception und einer sichtbaren Verunsicherung dahingehend auch ein wenig Mitleid auf den Tribünen. Das, obwohl er ungeschlagen und damit als leichter Favorit zu Besuch kam. Die Offense der Gäste brachte lange Zeit kein Bein auf den texanischen Boden, eine Auswirkung der Überlegenheit Dallas' an der Line. Cowboys Quarterback Tony Romo erledigte das Wichtigste zunächst über Dez Bryant (dessen Einsatz in der kommenden Woche fraglich ist), Dan Bailey legte zwei Fieldgoals nach, was zwischen diesen auch Jason Hanson für Detroit gelang. Bei 20:3 zur Halbzeit standen die Chancen für die Lions schon schlecht, doch es kam noch schlimmer. Als Tight End Jason Witten im dritten Quarter den dritten Cowboys-Touchdown fing, schien die Sache dann eigentlich gelaufen.

Die Rechnung ohne Romo gemacht

Der 31-jährige Spielmacher warf dann allerdings zwei Pick Six in Serie, einen davon auf seinen Hochzeitsgast und Langzeitspezi Bobby Carpenter - welcher bis 2009 noch ein Cowboy war - den zweiten auf Chris Houston. Doch der Offensiv-Motor der Lions, der mochte immer noch nicht so recht ins Laufen kommen. Nach einem dritten Fieldgoal von Bailey wurden bei 30:17 zum letzten Mal die Seiten gewechselt. Für den Umschwung sorgte dann „Megatron" Calvin Johnson. Der 1.95 Meter lange Receiver fing zwei Touchdowns, womit er dieses Kunststück in allen vier bisherigen Saisonspielen vollbrachte; dazwischen war Hanson mit einem Fieldgoal erfolgreich. Die Offense der Cowboys war zu dem Zeitpunkt schon völlig abgemeldet - Romo warf im vierten Quarter seinen dritten Pick und die Cowboys, die am Ende 131 Offense Yards mehr als die Lions aufwiesen, gingen noch als Verlierer vom Feld. Detroit ist damit seit acht Spielen ungeschlagen. Die letzte Niederlage kassierten sie am 5. Dezember des Vorjahres gegen Chicago.

Endgültig ausgeträumt

Ein ähnliches Schicksal ereilte zu Hause das Ex-Dreamteam der Philadelphia Eagles (1-3). Und das gegen San Francisco. Die 49ers hatten sich bis dahin gegen Seattle, Dallas und Cincinnati unauffälligst zu einem 2-1 gespielt; trotzdem waren ihre Hoffnungen, in Philly mit einem Sieg wegzukommen, sehr gering. Und wie Dallas ging auch Philadelphia mit einem 20:3-Vorsprung in die Pause, erhöhte diesen nach Wiederbeginn auf 23:3 durch den ansonsten allerdings recht unsicheren Kicker Alex Henery. Denn die 49ers erspielten sich in Hälfte zwei mit zwei Touchdown-Pässen von Alex Smith auf Josh Morgan bzw. Vernon Davis und einen Lauf von Frank Gore eine 24:23-Führung. Henery trat zu zwei Fieldgoals an, wovon eines schon den Sieg gebracht hätte. Dem 24-Jährigen versagten aber zunächst aus 39 und dann auch noch aus 33 Yards die Nerven. Auf der Gegenüberseite schmunzelte David Akers. Der wurde von den Eagles aussortiert und spielt nun in Rotgold.

Wer nicht kommt, der sieht es nicht

Und weiter geht es mit Vorsprüngen, die nicht hielten. Die Cincinnati Bengals (2-2) empfingen zu Hause die bis dahin ungeschlagenen Buffalo Bills (3-1). Das wollten gerade mal 41.142 Menschen im Paul Brown Stadium mitansehen. Die möglichen Saisonkartenbesitzer der 24.648 leeren Plätze haben nun allen Grund, sich zu ärgern. Zwar zogen die Bills rasch auf den Spielstand 17:3 zur Halbzeit davon, aber - siehe Dallas, siehe Philadelphia - hielt dieser nicht. Die Bengals drehten auf (sie lesen richtig!), erzielten nach der Pause zwei Touchdowns und zwei Fieldgoals, was Buffalo nur mehr mit einem Fieldgoal beantworten konnte - 23:20 - Cincinnati holt sich Sieg Nummer 2 in der Saison. Held des Tages war Andy Dalton. Der Rookie Quarterback warf zwar zwei Picks, machte das aber mit 310 Offensive Yards und zwei Touchdowns locker wett.

Damit sind nach Woche 4 nur mehr die Detroit Lions und die Green Bay Packers ohne Niederlage. Green Bay fegte Denver mit 49:23 aus dem Lambeau Field, bessere gesagt: Aaron Rodgers tat es. Bis auf den Pick Six durch Charles Woodson an Kyle Orton (man vernahm auch in Green Bay Tebow-Rufe), war er an allen weiteren sechs Touchdowns der Packers beteiligt. 444 Offensive yards und 6 TDs - nicht nur Fantasy Spieler wissen, was das bedeutet. Der Mann ist heiß. Das vielleicht interessanteste an dem Spiel passierte aber danach.

Favre redet

NFL-Pensionist Nummer 1, Mister Brett Favre, meldete sich zu Wort und meinte auf 790 The Zone doch tatsächlich, dass ihn die Performance von Rodgers gar nicht wundert, eigentlich nur, dass alles so spät passiert (sic!). Das Team, welches er verlassen musste, das war ja schon damals sehr super. Quasi meinte er damit, er habe dem kleinen Aaron das Bettchen gerichtet, der musste darin ja nur mehr schlafen. Im Anschluss vergaß er dann das Folgende zu sagen: „Es tut mir leid, dass ich in den letzten Jahren mit meiner selbstsüchtigen Art und meinem teilweise unerträglichen Diva-Gehabe Leute verärgert und Jobs vernichtet habe. Ganz besonders möchte ich mich bei Aaron Rodgers entschuldigen, dessen Entwicklung ich auch noch dann zu verhindern versuchte, als der Klub schon längst sich für ihn entschlossen hatte. Da ich ja retired bin, widme ich mich nun ganz der Landschaftsgestaltung, so wie dem Entspannungsradfahren und werde in Zukunft meine Klappe halten."

Macht er tatsächlich nicht, er will sich als TV-Analyst versuchen. Ob das gut geht?

Was sonst noch passierte

Carolina (1-3) perfektioniert das Sterben in Schönheit. Cam Newton spielte gegen Chicago (2-2) erneut auf höchstem Niveau: 409 Offensive Yards, drei Touchdowns, ein Pick. Am Ende war es aber wieder nur brotlose Kunst. Interessant: der bisher einzige Sieg der Panthers passierte in Woche drei gegen Jacksonville, bei der Newton seine bisher mit Abstand schwächste Partie spielte. Die dritte Carolina-Niederlage im vierten Spiel besiegelte Bears Runningback Matt Forte mit 205 Rushing Yards. Quarterback Jay Cutler hat auch versucht mitzuspielen, komplettierte neun seiner 17 Passversuche für 102 Yards bei keinem Score und einer Interception.

Wenn von Mittelmaß bei Spielmachern die Rede ist, dann ist bislang heuer Philip Rivers nicht weit. Der traf mit Miami (0-4) auf die drittschlechteste Passverteidigung der Liga und die Hoffnung auf einen Umschwung war demnach groß. 307 Passing Yards, ein Touchdown, kein Pick, San Diego gewann 26:16, steht nun bei 3-1 und Rivers verbesserte sein Rating auf 87.7, klettert damit auf Platz 13 der NFL-Statistiken. Na geht doch, wenn der Gegner mitspielt.

Neben den Dolphins sind weiterhin St. Louis, Minnesota und Indianapolis ohne Sieg. Die Rams unterlagen in einem matten Spiel Washington (3-1) mit 10:17. Quarterback Sam Bradford fumbelte zwei Mal, verlor das Ei ein Mal, sein Rating liegt nun nur mehr bei 70.8, womit mit Blaine Gabbert noch ein aktiver Spielmacher schlechtere Zahlen als er aufweist. Sollte Kerry Collins nächste Woche zurückkehren, wären es zwei. Apropos Collins: Die Colts verlosen die Quarterback Position nun bei einer Tombola unter ihrem Publikum. Der Gewinner der Woche 4: Curtis Painter. Okay, der war gar nicht so schlecht wie befürchtet wurde, für einen Sieg gegen Tampa Bay (3-1) reichte es im Monday Night Game aber trotzdem nicht. Das Kellerduell zwischen Kansas City und Minnesota verloren die Vikings.

Houston Texans (3-1) Runningback Arian Foster kehrte nach einer Verletzungspause zurück und rannte die Pittsburgh Oldboys (2-2) in Grund und Boden. Auch dort sieht es hinterm Center derzeit düster aus. Ben Roethlisberger bei 16 von 30 für 206 Yards und einen Pick. Das Laufspiel kann die Absenz des richtigen Big Ben nicht kompensieren. Mendenhall bei neun Laufversuchen für 25, Redman und Moore legten bei zusammen zehn Attempts noch 73 Yards drauf. Auch der einstmalige Steel Curtain sah schon mal viel härter aus - Null Sacks, Null Picks, Null Fumbles - auch hier sprachen die Zahlen (ein Pick, fünf Sacks) für Houston. Weit ist es gekommen.

ORF zeigt NFL-Magazin

Weit gekommen ist es auch in Österreich mit der NFL-Berichterstattung. Wer kein ESPN America empfangen kann und wem der Game-Pass eine Spur zu teuer ist, der kann demnächst, neben dem Sonntagsspiel auf PULS 4, auch noch Samstags ein 45-minütiges NFL-Magazin auf ORF Sport + sehen. Das verkündeten u.a. Sportchef Hans-Peter Trost und Generaldirektor Alexander Wrabtez bei der Programmpräsentation des Senders, der ja ab 26. Oktober rund um die Uhr senden wird. Los geht es am 29. Oktober um 22:30 mit - laut ORF - „NFL Blast", wobei noch nicht ganz sicher scheint, ob die NFL das nicht in „NFL Gameday" umbenannt hat. Wie auch immer - der ORF zeigt es. Und er wird 2012 auch wieder Spiele der österreichischen Bundesliga, die Austrian Bowl und (bei Qualifikation) auch die Euro Bowl bringen.

Wer es bis dahin nicht aushält, dem wird geholfen. Sonntag um 22:15 zeigt PULS 4 das Spiel New England Patriots vs. New York Jets. Es ist der vorläufig letzte Teil einer New-England-Trilogie, in Woche sechs steht Tampa Bay vs. New Orleans an, in der siebenten entweder Dallas vs. St. Louis oder Minneapolis vs. Green Bay. Es kommentieren stets Michael Eschlböck und meiner einer. (derStandard.at, 6.102011)