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Laut einer EU-Studie essen in Österreich 240.000 Menschen kein Fleisch. Zehn Prozent von ihnen verzichten gänzlich auf tierische Produkte. Damit liegt Österreich an vierter Stelle jener EU-Länder, in denen die meisten Vegetarier und Veganer leben. Im Durchschnitt beziehen wir 68 Prozent der gesamten Energie von pflanzlichen Lebensmitteln, 32 Prozent aus tierischen Lebensmitteln. Wobei der Anteil an tierischen Lebensmitteln zunimmt.

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Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch liegt in Österreich bei etwa 66,4 kg, davon etwa 40 kg Schweinefleisch. Umgerechnet auf eine durchschnittliche Fleischportion von 200 g bedeutet dies, dass der Österreicher mindestens 3x pro Woche Schweinefleisch isst. Besser wäre: kleinere Portionen, nur 2x pro Woche und vorzugsweise Fisch oder Geflügel aus biologischer Haltung.

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Laut einer Studie des Instituts für Ernährungswissenschaften an der Universität in Wien, genügt es, Milchprodukte und Eier zu essen, um den Bedarf eines Menschen an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen zu decken.

Vegetarier schneiden aber nicht zuletzt in Studien deshalb besser ab, weil sie durch die selbst gewählte "alternative" Ernährungsart insgesamt bewusster leben.

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Carl Lewis gehört dazu, Mike Tyson schwört darauf und sogar Albert Einstein soll einer von ihnen gewesen sein: Ein Vegetarier. Einer, der zu Käsekrainer "Nein" sagt, bei Wiener Schnitzel das Gesicht verzieht und höflich dankend ablehnt, wenn ihm ein Schweinsbraten kredenzt wird.

Wird Albert Einstein noch für einiges Stirnrunzeln bei seinen Gastgebern gesorgt haben, so sind Carl Lewis und Mike Tyson Protagonisten eines längst nicht mehr neuen Lifestyle-Trends, der nicht nur das Streben nach einer gesunden Lebensweise zum Grundmotiv hat. Vegetarismus kommt in den unterschiedlichsten Ausformungen daher, ist auch Statement gegen Massentierhaltung, Klimawandel durch Treibhausgase oder Globalisierung. Ist das Motiv die Stärkung von Gesundheit und Leistungskraft, muss man allerdings einen genaueren Blick hinter die Servietten werfen, denn Vegetarier ist nicht gleich Vegetarier.

Milch und Eier

Der Grundtenor der wissenschaftlichen Studien lautet: Vegetarische Lebensweise ist gesund, vegane weniger. "Vegetarier, die auch Milch und Eier zu sich nehmen, sind bestens gerüstet", bestätigt Ibrahim Elmadfa vom Wiener Institut für Ernährungswissenschaften, das den Ovo-Lakto-Vegetarismus als gesunde Variante der Fleischlosigkeit empfiehlt. Vitamine hätten Ovo-Lakto-Vegetarier genug, ausgenommen Vitamin B12 und Vitamin D, die wenigen tierischen Lebensmittel würden außerdem garantieren, dass dem Organismus genügend Mineralstoffe, vor allem Calcium, und Spurenelemente zur Verfügung stehen.

Veganer, also jene Menschen, die keinerlei tierische Lebensmittel zu sich nehmen, gehören allerdings zu den Sorgenkindern der Ernährungsexperten. Sie laufen Gefahr, dem Körper zu wenige lebensnotwendige Stoffe zuzuführen, riskieren einen Mangel an Vitamin D und B12, Kalzium oder die im tierischen Eiweiß enthaltenen Aminosäuren. Das kann zur Schwächung des Immunsystems und zu Folgeerkrankungen führen. Mit einer Kombination aus Getreide und Hülsenfrüchten kann dieser Mangel zwar ausgeglichen werden, trotzdem können Veganer ihrem Körper auf längere Sicht schaden. Kleinkinder sollten prinzipiell nicht vegan ernährt werden und auch schwangere Veganerinnen tun gut daran sich von einem Arzt beraten lassen.

Energiebilanz

Hinsichtlich Vorkommen chronischer Erkrankungen wie Gicht und Hypercholeserinämie zeigten veröffentlichte Studien des Instituts für Ernährungswissenschaftler: Ovo-Lakto-Vegetarier sind weniger krankheitsanfällig als "Allesesser". Gibt Fleisch doch keine Kraft, wie es in der Werbung so schön heißt? Soll man auf Vegetarismus umsteigen, Good Bye sagen zu Braten, Würstel und Co?

Wenn man mageres Fleisch oder Fisch zwei Mal pro Woche in kleinen Portionen genießt, könne man dem Fleisch-Saft-Kraft-Slogan durchaus etwas abgewinnen, so Ibrahim Elmadfa. Diese Variante der bewussten Ernährung sei dem Vegetarismus in dieser Hinsicht ebenbürtig, wenn nicht sogar vorzuziehen. Fleisch sei als Quelle für "gutes" Eiweiß und Mikronährstoffe wichtig. Ein hoher Gehalt an Nukleinsäuren durch häufigen Genuss von Fleischprodukten könne allerdings einen Anstieg der Harnsäure im Blut verursachen. Was wiederum die Gefahr chronischer Erkrankungen erhöht.

Im Hinblick auf ein gesundes Körpergewicht müsse aber "die Energiebilanz stimmen", sprich Zufuhr und Verbrauch müssen ausgeglichen sein, sagt Elmadfa und ergänzt, dass Lebensmittel wie Alkohol dieser Bilanz beispielsweise alles andere als zuträglich sind. Der Energiegehalt von Alkohol ist beträchtlich, außerdem stimuliert er den Appetit für Fett – eine positive Energiebilanz, sprich Übergewicht ist das Resultat.

Bewusst ist besser

Auch die Nährstoffbilanz von Leistungssportlern wie Carl Lewis kann durch eine – sehr bewusste und professionell eingestellte – vegetarische Lebensweise ausgeglichen sein. Im Ausdauersport ist Vegetarismus kein Hindernis: Sekundäre Pflanzenstoffe in Obst und Gemüse stärken nicht nur das Immunsystem, Vegetarier nehmen über Kartoffeln, Nudeln und Reis auch viele Kohlenhydrate zu sich. Und auch vegetarische Bodybuilder müssen bei fleischloser Ernährung nicht um ihre Muskeln fürchten. Proteinquellen wie Soja und andere Hülsenfrüchte sind gute Eiweißlieferanten. Der sportlichen Leistung tut Vegetarismus also keinen Abbruch.

Sprinter wie Carl Lewis sind der beste Beweis, dass auch die muskuläre Schnellkraft nicht unter vegetarische Ernährung leiden muss. Er und seine vegetarischen Kollegen dürften allerdings in den Trainingspausen schwer damit beschäftigt sein, Soja, Linsen oder Erbsengerichte laut Profi-Ernährungsplan zu verspeisen. Sporternährungsexperten wie Marcel Hebbelinck von der Freien Universität Brüssel empfehlen nämlich etwa zwei Gramm pro Kilo Körpergewicht Protein zusätzlich pro Tag zu essen. Guten Appetit. (derStandard.at, 12.10.2011)