Wien - Die Telekom Austria (TA) hat zwar ihre verlustreiche Tochter Mass Response Service (MRS) an deren Technikchef verkauft, die Sache an sich ist aber noch nicht ausgestanden. Die Vergangenheitsbewältigung der Gesellschaft, die etwa Software und Technologie für Televotings herstellt und im Call-In-TV-Geschäft tätig war, läuft noch. Die TA hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Es geht vor allem um fragwürdige Geldflüsse.

Kurzer Rückblick: 2006 verkaufte MRS-Gründer Herbert Dvoracek die MRS nach Holland, im Oktober 2007 stieg (um ca. 20 Mio. Euro) die TA ein. Sie entsandte ihren Beteiligungsmanager Andreas Krenn in die MRS-Chefetage; er und Dvoracek führten gemeinsam. Gerüchte, beim Verkauf an die TA sei es zu Kickbacks gekommen, wollen nicht verstummen. Die TA hat sich auch mit 25,1 Prozent an Marx Media Vienna beteiligt; eine TV-Produktionsfirma, die mit MRS kooperiert.

Einer dieser interessanten Zahlungsflüsse landete im April 2008 bei den MRS-Chefs Dvoracek und Krenn persönlich: 1,25 Mio. Euro. Sie waren damals zu je 50 Prozent an der Multimedia Consult beteiligt - verdeckt allerdings über eine Treuhandschaft. Der Weg des Geldes: Die MRS legte insgesamt vier Mio. Euro auf ein Treuhandkonto bei einem Notar. Abrufen und an die Multimedia anweisen lassen konnte das Geld die Wiener BF Seven, mit der die MRS Geschäfte machte. Das geschah im April 2008: Damals stellte die Multimedia (Treuhänder und Geschäftsführer: Herbert Schuster, Dvoraceks Steuerberater und Besitzer einer Unternehmensberatungskonzession) die 1,25 Mio. Euro für Leistungen für einen Subauftrag für die BF Seven in Rechnung.

Eine aufwändige Konstruktion, die aber mit Kickbacks "absolut nichts zu tun hat", wie Dvoracek, Krenn und Schuster unisono betonen. Vielmehr hätten die MRS-Chefs mit ihrer Multimedia Consult Beteiligungsgeschäfte getätigt; man sei Subunternehmer der "großen" BF Seven gewesen. Die 1,25 Mio. Euro seien für ein Geschäft in der Schweiz gezahlt worden. Krenn: "Dass das keine Kickbacks waren, zeigt schon das Faktum, dass wir die Treuhandschaft bei der Finanz aufgedeckt haben, das Geld wurde ja versteuert."

Die Frage, ob er als damaliger TA-Beteiligungsmanager seine eigene M&A-Firma haben durfte, bejaht Krenn. In der TA sieht man es differenzierter.

Bald nach der Zahlung der 1,25 Mio. war die Multimedia Consult Geschichte. Sie heißt nun TM Products GmbH und gehört zu 49 Prozent indirekt Christian Bodizs. Er wiederum ist ein guter Bekannter von Dvoracek, Adolf Wala und Chef der Marx Media Vienna. (Renate Graber, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 7.10.2011)