Das Stück "Wie Branka sich nach oben putzte" von der Theatergruppe daskunst wird im Rahmen von "Pimp My Integration" wieder aufgenommen.

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Hikmet Kayahan(Moderation), Andreas Mailath-Pokorny (Kulturstadtrat),Ali M. Abdullah (Leitung GARAGE X; Asli Kislal (Leitung daskunst, Klaus Werner-Lobo (Kultursprecher der Wiener Grünen) bei der Präsentation der Projektreihe "Pimp My Integration". (v.l.n.r.).

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Die Garage X wird für die nächsten Monate zu einem Labor für postmigrantische Kulturarbeit. Im Haus am Petersplatz Ende Oktober eine künstlerische Schwerpunktreihe zum Thema "Postmigrantisches Theater in Österreich".

Sichtbar machen

Die Projektreihe startet Ende Oktober unter dem Titel "Pimp My Integration" und versammelt unterschiedliche künstlerische Positionen, die migrantische und postmigrantische Erfahrungen untersuchen, sowie Arbeiten, die die aktuelle gesellschaftliche Wirklichkeit in den Vordergrund stellen. "Wien ist von Einwanderung genauso geprägt wie andere Großstädte, aber diene Einwanderung spiegelt sich viel zu wenig um öffentlichen, kulturellen und medialen Leben wider", bedauert Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Präsentation der Projektreihe. Zusammen mit dem Kultursprecher der Wiener Grünen, Klaus Werner-Lobo wolle er sich nun einsetzen, dass die Realität der Einwanderungsgesellschaft "nicht nur am Brunnenmarkt, sondern auch in unseren Kultureinrichtungen, Museen, Theatern und Konzertsälen, auf der Bühne, hinter der Bühne und im Schauerraum", sichtbar wird.

Unter dem Schlagwort Migrant Mainstreaming wolle man sich "um die Herstellung der Normalität, von dem was eigentlich schon längst da ist" bemühen, betont Werner-Lobo. Über 40 Prozent der Wiener haben selbst eine Einwanderungsgeschichte, bzw. ihre Eltern sind aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt nach Wien gekommen. Erfahrungen, Bilder, Talente, Qualitäten und Sichtweisen dieser Menschen, sind zu wenig sichtbar. "Als Putzfrauen findet man diese Migrantinnen häufig, aber kaum in Positionen, die den Qualitäten entsprechen, die diese Menschen mitbringen", so der Kultursprecher der Wiener Grünen.

Keine Kunst für "Gutmenschen"

"Pimp My Integration" soll einen Startinitiative sein, die nicht nur dazu dient Geschichten aus den Herkunftsländern der Einwanderer auf die auf die Bühne zu bringen, man wolle sich vielmehr: „Die Frage stellen, was es bedeutet, wenn Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammenleben und was entsteht daraus Neues". "Postmigrantisch" deutet darauf hin, dass es nicht darum geht den Blick auf die Herkunftskulturen zu richten, sondern sich zu fragen, was in einer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts entsteht, die einer Gesellschaft der Diversität ist und sein sollte, so Werner-Lobo.

Die Programmpunkte, die 25. Oktober bis 30. November sowie vom 18. Jänner bis 10. Februar geplant sind, sind keinesfalls "Kunst von MigrantInnen für MigrantInne und auch nicht für ohnehin bereits überzeugte sogenannte Gutmenschen", meint der Kultursprecher. "Wir gehen nicht von einem wir und ihr aus, sondern wollen gemeinsam eine gemeinsam Stadt abbilden", erklärt Aslı Kışlal, eine der KuratorInnen des Projektes.

Das Programm

Im Rahmen "Pimp My Integration" gelangen bedeutende internationale Theaterproduktionen, darunter u.a. vom Berliner Theater Ballhaus Naunynstraße ("Schnee") und vom Heimathafen Neukölln in Berlin ("Arabboy") zur Aufführung. Heimische Ur- und Erstaufführungen wie z.B. „Verrücktes Blut" von Nurkan Erpulat & Jens Hillje (Regie: Volker Schmidt) stehen ebenso auf dem Programm wie Wiederaufnahmen bereits erfolgreich gelaufener Stücke, u.a. "Unfun", eine Produktion der Garage X, "Wiener Blut" oder „Wie Branka sich nach oben putzte" von der Theatergruppe daskunst. Deren Leiterinnen Aslı Kışlal und Carolin Vikoler bilden gemeinsam mit den beiden Direktoren der Garage X, Ali M. Abdullah und Harald Posch auch gleichzeitig das KuratorInnen-Team für den postmigrantischen Schwerpunkt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm wird die Projektreihe ergänzen: musikalische Liveacts, Stand Up Comedies sowie Filmvorführungen und Diskussionsrunden mit österreichischen und internationalen Experten. (os, 06. Oktober 2011, daStandard.at)