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New York ist für Technologie-Startups ein heißes Pflaster

Foto: APA

Silicon Valley beweist seit Jahren durchaus erfolgreich, wie trotz der hohen Gehälter der Technologiebranche stetig neue Unternehmensgründungen gefördert werden. Und die Erfolge dieser kalifornischen Startups sprechen für sich. So zog es auch Jajah, in Österreich von Daniel Mattes und Roman Scharf gegründet, relativ früh nach Silicon Valley - um dort den großen Erfolg (Verkauf an den spanischen Telekom Anbieter Telefónica um 207 Millionen Dollar) zu finden. Spricht man mit österreichischen Gründern über dieses Thema, erkennt man schnell die gegenwärtige Existenz dieses Standortproblems. Der wesentlich kleinere (lokale) Markt für Unternehmen aus Österreich, der lediglich 2 Prozent des amerikanischen Marktes ausmacht, zeigt auf eine oft schwierige Ausgangssituation. Hinzu kommt das stetig steigende, internationale Interesse an amerikanischen Technologieunternehmen - im Vergleich zur geringen Neugierde an Unternehmen aus Österreich.

Y Combinator fördert Start-ups

Paul Graham, Gründer und Chef von Y Combinator, dem derzeit weltweit wohl populärsten Förderunternehmen der Technologiebranche, hat hierzu eine ganz andere Erklärung. Sein Unternehmen zählt große Erfolge, wie etwa AirBnb, Dropbox, Posterous, Justin.TV und eine Reihe anderer Startups zu seinen Schützlingen. Wird man als junger Unternehmer von Y Combinator eingeladen, verbringen die Gründer 12 Wochen in Mountain View, Kalifornien und arbeiten in dieser Zeit intensiv an den Details ihrer Unternehmen und Ideen. Entlang des Programms werden die Teilnehmer von erfolgreichen Geschäftsführern, Marketingexperten, Technologieexperten und Mentoren begleitet und unterstützt. Die zahlreichen Erfolge dieses Programms, national und international, ziehen Unternehmensgründer aus der ganzen Welt an. Als Teilnehmer ausgewählt zu werden verlangt nach außerordentlichen Fähigkeiten und Ideen, die durch zahlreiche Präsentationen das Team von Y Combinator überzeugen müssen.

Seedcamp in Europa

Die Idee von Y Combinator ist natürlich nicht die einzige ihrer Art. In Europa wurde vor allem das aus England stammende Seedcamp sehr bekannt. Die Konzepte sind ähnlich, derzeit erfolgreicher sind jedoch die Amerikaner. Warum das so ist, hat Paul Graham vor einigen Tagen in New York erklärt. Etwa 500 Unternehmensgründer und Softwareentwickler wurden eingeladen, um am ersten Treffen der Organisation im Osten Amerikas teilzunehmen. Da diese Events ausschließlich in Silicon Valley stattfanden, lockte die Wahl der Location tausende Anmeldungen an. Teilnehmen konnten jedoch nur jene Personen, die von den Veranstaltern aufgrund eines Profils ausgewählt wurden. Zu den ausgewählten Teilnehmern gehörte auch der Österreicher Roman Mittermayr, Ex-Microsoft Mitarbeiter und Gründer von twentypeople.com. Als einer von drei Europäern konnte er festhalten, was sich innerhalb des wohl begehrtesten Events der noch relativ jungen, New Yorker Startupszene abspielte.

"Alle werden früher oder später scheitern"

"Typisch amerikanisch, aber äußerst beeindruckend, konnte man beobachten, wie Paul Graham seinen Auftritt unter tosendem Applaus begann. Manche Teilnehmer machten den Eindruck, als wäre ihnen Jesus eben erschienen", kommentiert Mittermayr den Abend. In seiner Begrüßungsrede zeigte sich Graham davon überzeugt, dass alle Unternehmen grundsätzlich früher oder später scheitern werden. Eine Begrüßungszeile auf die New Yorks Gründerszene nicht gehofft hatte. Der wahre Grund warum manche Unternehmen diesem Schicksal jedoch entkommen, liegt Grahams Meinung nach, an den zahlreichen, außerordentlichen Personen, die man in einem so komprimierten Umfeld wie Silicon Valley unausweichlich trifft. So wurde der Erfolg von Facebook mehrfach als Beispiel erwähnt, als Sean Parker Facebook von einem frühen Verkauf an Yahoo abriet und Mark Zuckerberg überzeugen konnte, dass in seiner Idee wesentlich mehr Potential stecke als die berühmten eine Million Dollar. Die beiden trafen sich zufällig auf der Straße in Palo Alto, als sie ins Gespräch kamen. So ging es auch einer beeindruckenden Menge anderer erfolgreichen Gründern, wie etwa Google, die früher oder später jene wichtige Schlüsselpersonen in ihrer Umgebung kennenlernten.

Enttäuschungen

Grahams Vortrag stieß nicht unbedingt auf Begeisterung - ganz im Gegenteil zu seinen zahlreichen Essays und Theorien, die von vielen erfolgreichen Unternehmen immer wieder gelesen und gepredigt werden. Ziel des Abends war das Kennenlernen von Y Combinator als Unternehmen, jedoch hauptsächlich als Grund, vielleicht doch nach Silicon Valley zu kommen. Viele der teilnehmenden Besucher zeigten sich enttäuscht, dass Grahams Team sich nun vorerst nicht Richtung Osten bewegen wird. "Die meisten Teilnehmer haben eine Ankündigung erwartet. Einen starken Fokus auf New York und später eventuell weiter Richtung Europa. Man merkte richtig, wie der Applaus sich ernüchterte, gegen Ende seines Vortrages.", so Mittermayr.

Zufällige Begegnungen

Sollte Grahams Idee dieser "Chance Encounters" (zufälligen Begegnungen) der wahre Grund für den oft übernatürlichen Erfolg vieler kalifornischer Startups sein, dann sollten Metropolen wie New York oder London dem um nichts nachstehen. Mit 8 Millionen Einwohnern, auf knapp 60 km² (Wien: 414 km²), dürfte eine wohl sehr hohe Chance bestehen, den richtigen Leuten über den Weg zu laufen. Brett Martin, Gründer von Sonar, eines sehr bekannten New Yorker Startups, meinte hierzu lediglich, dass Graham wohl noch nicht von seinem Unternehmen gehört habe. Sonar ermöglicht die Kontakfaufnahme zu interessanten Personen in der unmittelbaren Umgebung auf Grund gemeinsamer Kontakte und Interessen, die durch die Auswertung von Facebook, Twitter und LinkedIn Daten berechnet werden. "New York ist die wohl bekannt als Stadt, in der zufällige Begegnungen am täglichen Programm stehen", so Martin.

Startup Week 2011

In Wien fand Anfang Oktober die Konferenz "Startup Week 2011" statt. Erfolgreiche Unternehmer, wie Lars Hinrichs (XING), Daniel Mattes (Jajah) und Morten Lund (Skype Investor) bestätigen die Relevanz dieser Veranstaltung und gelten als Beweis für die ständig wachsende Gründerszene hier in Österreich und Europa. Unter den über 770 Millionen Einwohnern Europas, auf nur der halben Fläche Nordamerikas, sollte sich wohl doch der eine oder andere erfolgreiche Gründer finden. Ob es die nun Location oder doch die Kultur ist, die Erfolg von Scheitern trennt, bleibt weiterhin das tägliche Brot von neuen Unternehmern, die weiterhin nach dieser Antwort suchen. (red/derStandard.at, 16. Oktober 2011)