Platz 1: Thomas Koch, Klagenfurter AC

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Platz 3: Robert Earl, EC Salzburg

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Platz 6: Jonathan Ferland, Vienna Capitals

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Einen Monat ist die neue Spielzeit in der Erste Bank Eishockey Liga alt, mehr als die Hälfte aller Klubs hat in diesem Zeitraum personell bereits nachgebessert. Das sich rasch drehende Transferkarussell der Sommerzeit mit berücksichtigt, fanden seit dem Ende der letzten Spielzeit gleich 109 Profis einen neuen Arbeitsplatz in der EBEL.
Im Folgenden das "Crunch Time"-Ranking der stärksten Neuzugänge der Liga, orientiert nicht zwingend an der individuellen Klasse der Spieler, sondern an der strategischen Bedeutung einzelner Transfers aus der Sicht der jeweiligen Vereine.

1. Thomas Koch (KAC)

Die Auftritte des österreichischen Nationalteams bei A-Weltmeisterschaften der letzten Dekade dokumentierten den Mangel an hochklassigen einheimischen Offensiv-Centern eindrucksvoll. Thomas Koch ist eine der wenigen Ausnahmen, dem KAC mit ihm der strategisch wichtigste Transfer des Jahres 2011 gelungen. Auf EBEL-Niveau ein Mann mit eingebauter Punktegarantie (aktuell 567 in 539 Einsätzen), als gebürtiger Klagenfurter eine lokale Identifikationsfigur, zudem ausgestattet mit einem Langzeitvertrag - besser geht's nicht.

2. Mike Ouellette (Linz)

Der 29jährige Kanadier symbolisiert den annähernden Komplettumbau der Linzer Mannschaft so sehr wie kein anderer. Sowohl in Zagreb als auch in Graz hat er seine gehobene EBEL-Klasse eindrucksvoll unter Beweis gestellt, mit dem Linzer streift er nun erstmals das Trikot eines Titelanwärters über. Das in allen offensiven Aspekten sehr ausgeglichene Gesamtpaket Mike Ouellette bereichert als Center jede Angriffslinie in der Liga. Kleiner Nachteil: Er braucht einen soliden Zwei-Wege-Flügel an seiner Seite, der Ansätze defensiver Unzulänglichkeiten ausgleicht.

3. Robert Earl (Salzburg)

Der wohl talentierteste Offensiv-Neuzugang in der EBEL stand im Vorjahr noch für Minnesota auf NHL-Eis (sechs Spiele) und wird - obwohl gelernter Winger - von Pierre Pagé am Center eingesetzt. Dies ist primär seinen ausgezeichneten technischen Fähigkeiten geschuldet. Earls größter Vorzug ist sein Skating, sowohl was Tempo und Beschleunigung als auch Varianz betrifft. Bisher konnte er das in Salzburg noch nicht ausspielen, je länger die Spielzeit jedoch dauert, desto klarer wird sich abzeichnen, wie er ideal eingesetzt wird.

4. Jean-Philippe Lamoureux (Olimpija)

Nach einer tollen College-Karriere legte Lamoureux ein starkes erstes Profijahr in der ECHL hin (2008/09). Dass er in beiden darauffolgenden Off-Seasons NHL-Verträge (Buffalo, Calgary) unterschrieb, unterstreicht sein großes Potential. Nach mehreren Development- und Rookie-Camps war es wohl nur seine Größe, die ihn am Knacken des Depth Charts einer NHL-Organisation hinderte. Olimpija hofft, mit ihm die niemals geschlossene Lücke des Westlund-Abgangs von 2008 zu füllen. Eine Aufgabe, der Lamoureux ebenso gewachsen ist wie einer soliden Zukunft in einer nordeuropäischen Liga höherer Klasse.

5. Curtis Murphy (Linz)

Zwar stand die Defensive der Black Wings im Vorjahr meist solide, nach vorne ging jedoch viel zu wenig: Nur Székesfehérvárs Verteidiger erzielten noch weniger Tore als jene von Linz. Der entsprechende Handlungsbedarf wurde im Sommer mit Curtis Murphy befriedigt, der zwar kein klassischer Blueliner ist, das Spiel von hinten heraus jedoch sehr gut aufbauen und lenken kann. Kleingewachsen und im fortgeschrittenen Alter, doch alles Andere als ein Auslaufmodell.

6. Jonathan Ferland (Capitals)

Es wird Imports in den Reihen der Vienna Capitals geben, die heuer mehr Punkte sammeln werden als Jonathan Ferland. Doch seine körperbetonte Spielweise, die er für gewöhnlich im Rahmen des Regelwerks anwendet, wird beim Wiener Publikum gut ankommen - wichtig für einen Klub, der eine ausgebaute Halle zu befüllen hat. Auch spielerisch ist der letztjährige VSV-Kapitän eine Bereicherung: Kein Topscorer, aber ein solider Punktesammler, zudem ein aufopfernd agierender Teamplayer, an dem sich Mitspieler aufrichten. Bonus: Er könnte der fehlende Puzzlestein für die erste Linie mit Gratton und Fortier sein.

7. Jeremy Williams (Salzburg)

Unter all den Neuzugängen in der Liga ist Jeremy Williams wohl jener mit dem ausgeprägtesten Torinstinkt. An der Seite eines adäquaten Centers wäre ihm von den Anlagen her eine 30-Treffer-Saison zuzutrauen. Das Problem: Salzburg hat diesen Center (noch) nicht bzw. nicht mehr, zudem verpasste der 27jährige Teile der Vorbereitung, muss also erst in Tritt kommen.

8. Andy Delmore (Zagreb)

In den ersten beiden EBEL-Jahren mangelte es Medveščak zwar nicht an offensivstarken Verteidigern, wohl aber an das Spiel von hinten heraus gestaltenden Abwehrspielern. Diese Lücke soll und kann Andy Delmore, ausgestattet mit 287 Partien an NHL-Erfahrung, füllen. Ganz zurechtgefunden hat er sich dabei allerdings noch nicht: Von allen Defendern in der Liga schoss in den ersten acht Runden nur Wiens Lupaschuk öfter aufs Tor, getroffen hat Delmore jedoch noch nicht.

9. Johan Björk (Jesenice)

Der Formanstieg beim derzeitigen Tabellenletzten ist ein flacher, richtig bemerkbar ist er erst, seit Johan Björk der Abwehr besseren Halt gibt. In der Elitserien als klassischer Stay-at-Home-Defender eingesetzt, reichen seine spielerischen Fähigkeiten auf EBEL-Niveau locker dazu aus, von hinten heraus das sprichwörtliche Heft in die Hand zu nehmen. In den ersten Wochen erhielt er in Jesenice enorm hohe Anteile an Eiszeit, agierte als erster Verteidiger in sämtlichen Special Teams und wurde so zum Schlüsselspieler in der Verteidigung der Slowenen.

10. Petr Kanko (Znojmo)

In Jugendjahren ein vielversprechendes Offensivtalent mit tollen Punktewerten, wurde Kanko in der AHL zum Rollenspieler umfunktioniert. Bei Znojmo hofft man ob der nominell eher unterdurchschnittlich besetzten Angriffsreihen darauf, dass der 27jährige das in ihm schlummernde Torjäger-Gen wieder aktivieren kann. Das Potential dazu ist vorhanden. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 4.Oktober 2011)