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Nach einem verheerenden Bombenattentat mit dutzenden Toten bergen Helfer in der somalischen Hauptstadt Mogadischu einen Schwerverletzten.

Foto: EPA/ELYAS AHMED
Grafik: STANDARD

Mogadischu/Wien - Zuletzt hatte Somalia wiederholt wegen Hungerkatastrophen, Flüchtlingsströmen und Piraterie vor seinen Küsten Schlagzeilen gemacht, doch am Dienstag brachte ein Bombenanschlag in Mogadischu wieder in Erinnerung, dass das Land seit 1988 in einem Bürgerkrieg versinkt: Mit Al-Kaida verbundene Rebellen brachten am Dienstag im Herzen der Hauptstadt eine Autobombe zur Explosion und töteten damit mindestens 70 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Die Opferzahl stieg bis zuletzt. Es war der schwerste Anschlag seit rund vier Jahren.

Augenzeugen zufolge explodierte ein Lastwagen - er war offenbar schwer mit Benzin und Sprengstoff beladen gewesen - am Tor eines Gebäudekomplexes, in dem vier Ministerien untergebracht sind und in dem sich zahlreiche Studenten zu Prüfungen versammelt hatten.

Der Ort des Anschlags befindet sich in einem Gebiet, das eigentlich von Truppen der Regierung und der Afrikanischen Union kontrolliert wird. Die Explosion zerstörte Geschäfte und beschädigte die Fassaden der Regierungsgebäude. Noch in hunderten Metern Entfernung wurden Explosionstrümmer gefunden.

"Die Al-Shabaab-Miliz hat die Angriffe ausgeführt" , bekannte ein Sprecher der Rebellen nur wenige Stunden nach dem Terroranschlag. "Unser Ziel waren die Ministerien."

Die Miliz hatte erst im August einen Großteil ihrer Kämpfer aus Mogadischu abgezogen, wodurch Truppen der Regierung und der Afrikanischen Union (AU) einen großen Teil der Hauptstadt einnehmen konnten; doch die Rebellen hatten bereits damals gedroht, weiterhin die Regierung angreifen zu wollen. Die Sicherheitskräfte rechneten daher ständig mit Selbstmordattentaten.

"Seit dem Rückzug der Al-Shabaab aus Mogadischu waren wir besorgt über einen Wandel hin zu asymmetrischen Angriffen und terroristischen Aktionen" , kommentierte ein Vertreter der Uno den Anschlag. "Wir haben lange davor gewarnt, dass die Situation dort immer noch fragil ist." Die AU-Mission Amisom brauche dringend zusätzliche Ressourcen.

Schon früher hatte Al-Shabaab verheerende Selbstmordattentate im Land ausgeführt, unter anderem auf Gebäude der Afrikanischen Union und der Regierung. Die Miliz kämpft gegen die von der Uno unterstützte Übergangsregierung, weil diese sich in ihren Augen vom Westen steuern lasse. Al-Shabaab will in Somalia eine eigene, strikte Version des muslimischen Rechts (Scharia) durchsetzen. (gian, jaae, STANDARD-Printausgabe, 5.10.2011)