Grafik: DER STANDARD

Wien - Das akademische Jahr 2011/12 ist eröffnet, und auch wenn wegen des dysfunktionalen Voranmeldesystems die exakten Studierendenzahlen noch nicht bekannt sind, ist doch klar: Der Andrang an die österreichischen Universitäten ist groß wie nie.

Vor allem auch aus dem Ausland. Da rangiert Österreich mit 15,1 Prozent ausländischen Studierenden laut der OECD-Studie "Education at a Glance" unter den Top Drei der beliebtesten Destinationen hinter Australien (21, 5 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (15,3 Prozent). Fast jeder siebente Studierende in Österreich kommt aus dem Ausland. Der Anteil der Deutschen hat sich in zehn Jahren vervierfacht von rund 6000 im Jahr 1999 auf 23.700 im Studienjahr 2010/11 und liegt nun bei 34,7 Prozent (Grafik unten). Und warum kommen die Deutschen nach Österreich? Weil sie in ihrem Heimatland keinen Studienplatz haben, wird mit 35 Prozent als häufigstes Argument genannt.

Die Uni Salzburg spürt das besonders. Sie rechnet damit, dass rund 20 bis 30 Prozent ihrer Studierenden aus Deutschland sein werden, in Psychologie sind 86 Prozent der Neuanfänger Deutsche, in Kommunikationswissenschaft knapp die Hälfte - beide Fächer mit Aufnahmetest.

Für Rektor Heinrich Schmidinger zeigen diese Massenfächer, dass ein Aufnahmeverfahren den Zugang selbst regelt. Statt der angemeldeten 560 Studierenden für Kommunikationswissenschaft kamen nur 174 zur Prüfung. Dieses Modell könnte er sich für die gesamte Uni vorstellen. Und die Lösung der Zugangsfrage wäre ihm auch viel wichtiger als die leidige Studiengebührendebatte. "Es ist Sache des Staates die Unis zu finanzieren", betont Schmidinger. Seine private Meinung sei aber, dass Gebühren sehr wohl tragbar seien, mit der Einschränkung, dass niemand aufgrund finanzieller Probleme von einem Studium ausgeschlossen werden dürfe.

Das Thema Studiengebühren könnte auch bei der Wahl des neuen Vorsitzenden der Universitätenkonferenz (Uniko) - seit 1. Oktober gibt es erstmals vier Rektorinnen, realistisch ist aber nach Hans Sünkel wieder ein Mann - kommenden Montag mitentscheiden. Schmidinger sagte dazu: "Ich bin nach wie vor einer von drei Kandidaten und rechne mir gute Chancen aus."

Neben der kolportierten Kandidatur von Wolfgang Schütz (Med-Uni Wien), der nur Außenseiterchancen hat, gilt der Uniko-Vizepräsident und Rektor der Uni für angewandte Kunst, Gerald Bast, als präsidiabel. Er steht beim Thema Studiengebühr "auf der eher skeptischen Seite", sagte Bast zum Standard. In der Uniko sei das zwar "kein zentrales Thema, aber eines, bei dem es seit Jahren keine geschlossene Linie gibt". (Lisa Nimmervoll, Stefanie Ruep, DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2011)