Wien/Kolontar - Ein Jahr nach der verheerenden Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn sind laut Greenpeace die Schadstoffgrenzwerte in den Flüssen und Böden nach wie vor deutlich erhöht. Aktuelle Messungen haben ergeben, dass der durch die betroffene Region fließende Torna erheblich mit hoch giftigem Aluminium belastet ist. Chrom und Arsen wurden hingegen in den Böden rund um die Dörfer Kolontar und Devecser gefunden, die am 4. Oktober 2010 von einer Million Kubikmeter Rotschlamm, der aus einem geborstenen Auffangbecken eines Bauxit-Unternehmens geflossen waren, weitgehend zerstört wurden.

"Die Rotschlammkatastrophe vor fast genau einem Jahr, aber auch die riesige Altlast an Aluminiumabfällen in der Region sind verantwortlich für die hohe Schadstoffbelastung, die wir im Fluss Torna festgestellt haben", erklärte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster am Mittwoch. "Schon eine Menge von 100 Mikrogramm Aluminium pro Liter kann für einige Fischarten problematisch sein, da sich das Aluminium in den Kiemen einlagert." Die vom Umweltbundesamt (UBA) in Wien durchgeführte Analyse der kürzlich entnommenen Proben ergab allerdings eine Aluminium-Konzentration von 670 Mikrogramm pro Liter.

Erhöhter Schadstoffgehalt

Der Schadstoffgehalt im Boden ist nach wie vor erhöht, wie der Greenpeace-Chemiker erklärte: "Der Chromgehalt einer Bodenprobe, die direkt von einem überfluteten Acker gezogen wurde, ergibt 150 Milligramm pro Kilo. Zum Vergleich: Der österreichische Grenzwert liegt bei 100 Milligramm pro Kilo." Ziehe man den österreichischen Arsen-Grenzwert von 20 Milligramm pro Kilo heran, sei auch die in der Bodenprobe gefundene Arsen-Konzentration mit 26 Milligramm pro Kilo leicht erhöht. Proben von Maispflanzen ergaben hingegen eine erhöhte Blei-Konzentration, die jedoch mit 0,11 Milligramm pro Kilo den EU-Grenzwert nicht überschreitet.

"Insgesamt ist das Ausmaß der Schadstoffbelastungen in Boden und Mais geringer als wir aufgrund der sichtbaren Rotschlammspuren befürchtet haben", zeigte sich Schuster erleichtert, fügte jedoch hinzu: "Um die Flüsse wieder in funktionierende Ökosysteme zu verwandeln, wird eine langwierige und teure Altlastensanierung notwendig sein." (APA)