Einmal pro Woche besuchen die Schüler einer Schwerhörigen-Klasse das "Integrative Voltigieren" - Es fördert das Selbstvertrauen und eine bessere Motorik

"Hallo Hakon!", begrüßen die Kinder ihr Therapiepferd. Der achtjährige Isa gibt dem Pferd ein Bussi auf den Hals. Hakon, ein Kaltblüter, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Jeden Donnerstag kommt die Klasse F2c der Schwerhörigenschule Hammerfestweg 1 in den Reitstall in Wien-Donaustadt, um mit dem Fjordpferd zu trainieren. Neben Isa sind das Denise, Iman, Atmir, Milan, Mathias und Sebastian. Die Kinder sind 8 Jahre alt, zwei von ihnen sind schwerhörig, einer spricht nicht und ein Mädchen ist mehrfach behindert.

Foto: rwh/derStandard.at

Zuerst heißt es Aufwärmen: im Gänsemarsch gehen die Kinder hinter Hakon her. Dann darf jeder einzelne Schüler Hakon persönlich begrüßen, ihn am Bauch streicheln.

Die Gruppe wird geteilt. Während die einen auf einer Tonne Trockentraining absolvieren, besteigen die anderen nach und nach das Pferd und lernen ihr Gleichgewicht am Rücken des Pferdes sitzend oder liegend zu halten.

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Das "integrative Voltigieren" soll den Kindern helfen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Seit eineinhalb Jahren wird die Therapie in der Klasse angewendet - und brachte teils große Fortschritte. Atmir, der sich zuerst gar nicht aufs Pferd traute, sitzt nun bereits oben, ohne sich anzuhalten. Er streckt sogar die Hände über den Kopf. Dass es ihm Freude bereitet, merkt man: seine Augen strahlen.

"Nicht nur das Selbstbewusstsein der Kinder hat sich gesteigert, auch die Beweglichkeit. Das sehen wir im Turnunterricht", sagt Claudia Cauder, die Lehrerin der sieben Kinder.

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"Integratives Voltigieren" trägt zur psychosozialen Stabilisierung bei. Die Eingliederung in die täglichen gesellschaftlichen Abläufe soll dadurch erleichtert werden. Im Umgang mit dem Pferd wird das Verantwortungsbewusstsein trainiert. Auch das fördert die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit.

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Das gemeinsame Erzielen von Erfolgserlebnissen lässt die Gruppe zusammenwachsen, Teamfähigkeit wird gelernt. Außerdem wird die Konzentrationsfähigkeit, die Motorik und Koordination geschult. "Gerade für Großstadtkinder ist es enorm wichtig geworden, sich in und mit der Natur zu bewegen und diese zu erfahren", sagt Cauder.

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Nach einer Stunde ist die Therapie vorbei. Noch im Bus bei der Rückfahrt in die Schule ist Pferd Hakon das Thema Nummer eins. "Für die Kinder ist die Voltigierstunde immer ein ganz tolles Erlebnis, es ist das Highlight der Woche", sagt die Lehrerin. (rwh, derStandard.at, 3.10.2011)

Pro Kind kostet das Integrative Voltigieren 112 Euro für ein Semester (7 Euro für eine Stunde). Es besteht die Möglichkeit, eine Patenschaft für eines oder mehrere Kinder zu übernehmen.

Sparbuch der Klasse F2c
Konto-Nummer 56216008138
Bankleitzahl: 12000
Kennwort: Reiten

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