Am meisten angetan sind die vier Burschen vom Inventar einer Apotheke. 

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Linz - Alles begann mit einer Bürogemeinschaft. Die Miete war zu teuer, der Raum zu groß, also schlossen sich die Architekten Andreas Henter und Markus Rabengruber mit den Grafikern Martin Ulrich Kehrer und Horst Scheiböck zusammen und gründeten das Fundament für eine - wie sich herausstellen sollte - jahrelange interdisziplinäre Kooperation. Die Adresse: Tummelplatz 3. Der daraus resultierende Büroname: tp3. Die Dienstleistung: Architektur und Grafik aus einer Hand.

Trotz der Kombination der Künste haben die tp3-Architekten seit Bestehen ihres Büros 2005 einen ziemlichen pragmatischen Ansatz entwickelt: "Unsere Objekte entstehen aus der Nutzung heraus", sagt Andreas Henter. "Das Wichtigste ist für uns die Funktion sowie ein pragmatischer Ansatz von Nachhaltigkeit. Von futuristischen Entwürfen und Renderings halten wir nicht viel. Die sind zwar wichtig, um einen Prozess in Gang zu bringen, aber das können die anderen besser." Schließlich wird die Sache auf den Punkt gebracht: "Für uns beginnt Architektur dort, wo man die Tür aufsperrt und ins Haus reingeht."

Das Rezept scheint erfolgreich zu sein. In nur sechs Jahren wurden rund 50 Bauwerke errichtet. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf Einfamilienhäuser und Apotheken. "Für so ein junges Büro haben wir bereits ein ziemlich großes Portfolio", sagt Henter. "Das ist einerseits Engagement und Begeisterung für die Sache, andererseits eine gehörige Portion Glück. So ehrlich müssen wir schon sein."

Auch die Sache mit den Apotheken ist ursprünglich einem reinen Zufall zu verdanken. Mittlerweile hat sich daraus ein eigener Gestaltungszweig entwickelt. Heute gelten die tp3-Architekten in ganz Oberösterreich als die Meister pharmazeutischer Räume. Sie liefern nicht nur den Entwurf für den Raum, sondern meistens auch das dazugehörige Logo.

Der jüngste Wurf ist die Wasserapotheke am Hauptplatz in Linz (entstanden in Zusammenarbeit mit Franz Moser). Die Regale sind aus weißem, transluzentem Plexiglas. Die durchschimmernden Medikamente erinnern an ein buntes Röntgenbild. Highlight jedoch ist die sogenannte Rezeptur. "Apothekenarchitektur hat eine lange Kultur. Früher ist man in die Apotheke hineingekommen, und sofort hat alles nach den selbstproduzierten Cremes und Salben gerochen. Heute sind die Labors meist in die hintersten Ecken verbannt."

Hier ist das anders: Mitten im Verkaufsraum steht ein weißes Mischpult mit braunen Fläschchen. Hier kann man den Pharmazeuten bei ihrer ureigentlichen Arbeit zusehen. "Endlich riecht es wieder nach Apotheke", sagt der Architekt. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.9.2011)