Wien - In Österreich sind rund 125.000 Menschen von altersbedingter Makuladegeneration (AMD), bei der die Sehfähigkeit im Zentrum des Gesichtsfeldes teilweise oder gänzlich verloren geht, betroffen. Jährlich treten 4.000 bis 5.000 Neuerkrankungen auf. Jetzt gibt es neue Hoffnung auf bessere Therapien und frühere Diagnose: Die Uniklinik für Augenheilkunde und Optometrie an der MedUni Wien hat federführend die bisher größte Netzhautstudie weltweit durchgeführt.

Dabei wurde eine neue Therapiestrategie bei der altersbedingten Makuladegeneration erarbeitet. Gleichzeitig wurde eine neue Methode, wie man Krankheitsprozesse der Netzhaut noch früher erkennen und damit gezielter behandeln kann, entwickelt. 2.457 Patienten nahmen an der Studie teil, zusätzlich wurden sämtliche Daten der Studie von vier Kontinenten und aus 34 Ländern elektronisch im Vienna Reading Center, einer wissenschaftlichen Abteilung der Augenklinik, gesammelt und analysiert.

Weniger Injektionen, höhere Wirkung

"Die Gabe von Antikörpern in den Glaskörperraum des Auges hat die Prognose für die häufigste Erblindungsursache in den letzten Jahren zwar revolutioniert, die Therapiehäufigkeit mit monatlichen Injektionen lebenslang hat die Verfügbarkeit jedoch weltweit maximal eingeschränkt", erläutert Ursula Schmidt-Erfurth, Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie. Mit einem neuen Medikament mit anhaltender Wirksamkeit und einer verbesserten Behandlungsstrategie erreicht man nun alle Patienten und führt zudem eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität herbei. "Die Injektion in den Glaskörper ist nur noch maximal alle zwei Monate nötig statt einmal monatlich, der Wirkstoff, der ähnlich dem bisher verwendeten ist, ist viel potenter und wirkt länger", so Christopher Kiss, der die klinischen Studien durchführte. Damit müssen die Betroffenen auch seltener zur Behandlung und Ärzte und Kliniken können die Sehkraft-erhaltende Therapie mehr Patienten zukommen lassen.

Als Auslöser der Erkrankung gelten Abbauprodukte des Stoffwechsels im Sehprozess, die sich über die Jahre in der Netzhaut (Makula) ablagern, so genannte Drusen. Als Reaktion auf die Drusen wird der so genannte Gefäßwachstumsfaktor (VEGF - vascular endothelial growth factor) angestoßen, der beginnt, Gefäßwucherungen unter der Netzhaut zu bilden. Durch Plasma- und Blutaustritte wird die zentrale Netzhaut progressiv zerstört. Die bisherigen VEGF-Hemmer waren nur kurz wirksam. Die neue Substanz, das wurde vom Wiener Team nachgewiesen, wirkt doppelt so lang.

Behandeln, bevor ein Schaden passiert

Gleichzeitig wurde in der Studiengruppe von Christopher Kiss mit Hilfe der hochauflösenden optischen Kohärenztomographie (OCT) eine neue Methode angewendet, mit der man diskrete Veränderungen des Netzhautgewebes exakter und früher als bisher einem Befund zuordnen kann. (red, derStandard.at)