Grafik: derStandard.at
In diesen Zeiten, die nicht die besten sind, die uns aber einer Lieblingsbeschäftigung nachgehen lassen, nämlich darüber zu jammern, wie schlecht die Zeiten sind, in diesen Zeiten lehnen sich Wörter weit über den Rand ihrer Bedeutung hinaus. Zählen Sie zum Beispiel auch zu jenen, die ständig Das macht Sinn sagen müssen? - Sinn ist, oder Sinn ist nicht. Sinn ist von Beginn an, oder er stellt sich später heraus. Sinn ergibt sich, aber Sinn ist nicht machbar. Es hat keinen Sinn, sich das einzureden.

Oder sind Sie einer, bei dem alles funktioniert, was früher gut oder schön war? Erstaunlich, wie es die technische Funktion in so feinsinnige Bereiche wie Literaturverlage schaffen konnte. "Das Buch funktioniert", heißt es dort. Es soll damit eine Mischung aus "gelungen" und "kommerziell verwertbar" zum Ausdruck gebracht werden. Der Verdacht liegt nahe, dass auch hier bereits versucht wird, Sinn zu machen.

Oder sind Sie ein moderner Opportunist? Wo ist Ihr Protest? Wollen Sie sich an Ihrer Aufregung vorbeischwindeln? Sagen Sie doch, Sie finden das Kunstwerk schlecht. Sagen Sie, Sie finden es geschmacklos. Sagen Sie, Sie finden es abscheulich. Aber sagen Sie nicht: Es polarisiert . (DER STANDARD, Printausgabe vom 30.5.2003)