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Proteste im Februar 2011 am Perlenplatz in der Hauptstadt Manama.

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Seit dem Ende des Ramadams Ende August gehen wieder tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Monarchie von König al Khalifa zu demonstrieren.

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In Bahrain demonstrieren seit Ende August - dem Ende des Ramadan - wieder tausende Menschen für Reformen, nachdem die ersten Proteste im März 2011 von König Hamad Bin Issa al Khalifa mit Hilfe saudi-arabischer Streitkräfte niedergeschlagen wurden. 

Grund für den neuerlichen Ausbruch der Proteste ist der Tod eines 14-Jährigen, der am 31. August aus noch ungeklärter Ursache starb, als Sicherheitskräfte eine Kundgebung beenden wollten und Tränengaskanister in die Menge schossen. 12 Ärzte befinden sich zudem seit Anfang September im Hungerstreik. Sie wurden im Zuge der Niederschlagung der Proteste im März verhaftet, weil sie verletzte DemonstrantInnen behandelt hatten. Mittlerweile haben sich ihnen 200 weitere Häftlinge angeschlossen. 

Aktuell leben in der kleinen Inselmonarchie im Persischen Golf, östlich von Saudi Arabien gelegen, auf einer Fläche von 700 km² (das entspricht in etwa dem Stadtgebiet von Hamburg) 1,2 Millionen Menschen. Knapp 40 Prozent davon sind nicht-einheimische Araber.

70 Prozent der Muslime in Bahrain sind Schiiten, die Königsfamilie al Khalifa ist sunnitisch. Bis ins 18. Jahrhundert war die arabische Insel von Schiiten bewohnt, die einst aus dem Gebiet des heutigen Irak nach Bahrain einwanderten. Dann übernahm das sunnitische Herrscherhaus der al Khalifa die Macht und versuchte, vermehrt Sunniten nach Bahrain zu locken, indem dieser Bevölkerungsgruppe Vergünstigungen in Aussicht gestellt wurden.

Schiiten in Bahrain seit Jahrzehnten benachteiligt

Die Schiiten fühlen sich bis heute von der Regierung systematisch benachteiligt. Sozialleistungen und Bildungschancen werden ihnen teilweise verwehrt, aus dem Wohnungsmarkt, dem Gesundheitswesen und staatlichen Arbeitsplätzen fühlen sie sich ausgeschlossen. Die Arbeitslosenquote unter der schiitischen Bevölkerung ist wesentlich höher als unter den Sunniten. Dennoch holt die Regierung von König Hamad Bin Issa al Khalifa seit Jahren vermehrt billige GastarbeiterInnen aus Süd- und Ostasien ins Land.

Die schiitischen Mitbürger werden an gesellschaftlichen Rand gedrängt, sie leben in Armenvierteln, obwohl Bahrain nicht zuletzt durch die reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen ein wohlhabendes Land ist. Zudem entwickelt sich Bahrain in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Dienstleistungszentren im Nahen Osten, wobei der wirtschaftliche Schwerpunkt neben der Erdölindustrie nun vor allem im Finanzwesen liegt. 

König Hamad Bin Issa al Khalifa regiert den Wüstenstaat bislang mit uneingeschränkter Macht. Die Regierungsmitglieder und die Abgeordneten des Oberhauses im Parlament werden von ihm persönlich ausgesucht, Parteien sind nicht zugelassen.

Bahrain als liberaler Vorzeigestaat im arabischen Raum

Daneben gilt Bahrain jedoch als eines der liberalsten Länder im arabischen Raum. Seit 2002 dürfen auch Frauen die Abgeordneten des (politisch schwächeren) Unterhauses wählen. Zudem gibt es in dem kleinen arabischen Wüstenstaat ein reges Nachtleben mit Alkoholausschank. 

Außenpolitisch unterhält die bahrainische Führung gute Beziehungen zu den USA. Die US-Amerikaner nutzen die Insel in geopolitisch wichtiger Lage für einen Flottenstützpunkt der Armee, Bahrain profitiert indes von einem Freihandelsabkommen, das 2006 zwischen den beiden Ländern geschlossen wurde. 

Saudi-Arabien: Der große Nachbar als wichtigster Verbündete

Der wichtigste Verbündete in der Region ist Saudi-Arabien. König Abdullah al Saud unterstützte den kleinen Nachbar etwa bei der Niederschlagung der Proteste im Frühjahr 2011. Grund für die Hilfsbereitschaft von saudi-arabischer Seite ist der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, der auch in Saudi-Arabien eine Rolle spielt.
Anders als in Bahrain bilden die Schiiten in Saudi-Arabien die Minderheit. Dennoch fürchtet König Abdullah Proteste von schiitischer Seite, wenn den Glaubensbrüdern in Bahrain Zugeständnisse gemacht werden sollten. 

Bisher konnte sich das sunnitische Herrschergeschlecht in Bahrain mit dem Westen und den arabischen Nachbarn gut stellen, indem man drohte, dass ein politischer Umsturz nur dem - schiitisch geprägten - Iran nützen würde. Da sich die bahrainischen Schiiten aber in religiöser Hinsicht am Irak und weniger am Iran orientieren, und die gesellschaftliche Benachteiligung der Schiiten allgemein bekannt ist, bleibt fraglich, wie lange die internationale Staatenwelt König Hamad Bin Issa al Khalifa noch stützen wird. Die jungen, schiitischen DemonstrantInnen verlangen gleiche Rechte für alle - eine Forderung die von westlicher Seite wohl kaum abzulehnen sein wird. (elin, derStandard.at)