Schaufenster der Lust: Ein Kunde vor Thai-Prostituierten in "Whores' Glory".

Foto: Filmladen

Ein Schaufenster trennt den Kunden von seinem Ziel, der käuflichen Liebe. Während die Männer das Angebot gustieren, sind die Frauen auf der anderen Seite in ihre eigene Gespräche vertieft, deren Vergnügtheit nur den verwundert, der mit einem Bordell unverrückbare Vorstellung verbindet. Eine wichtige Qualität von Michael Glawoggers Whores' Glory ist es, zunächst keine zu haben, sondern diese erst im Zuge einer dokumentarischen Beobachtung herzustellen. Gerade bei einem prekären Sujet wie Prostitution ist das kein einfaches Unterfangen: Es gilt, den Protagonistinnen in ihrem Alltag zu begegnen und ihnen auch noch in ihren "nacktesten" Momenten eine Art Normalität zu lassen.

Glawogger hat, wie ein Insert im Film besagt, ein Triptychon erschaffen. Er taucht in drei Orte ein, das erwähnte thailändische Bordell, die "Stadt der Freude" in Faridpur, Bangladesch und die "Zone" im Nordmexiko - kulturelle Prägungen werden dabei etwa an unterschiedlichen religiösen Voraussetzungen für den Beruf ersichtlich. Es sind aber weniger diese thematischen Verbindungen als die jeweilige Singularität der Orte, die vielen Detailbeobachtungen, die faszinieren: Das Viertel in Bangladesch ist etwa ein richtiges Ghetto der Prostitution, in dessen Enge Glawogger den erbittertsten Wettkampf unter Frauen aufzeichnet, während in Mexiko die größten Erzählerinnen unter den Huren arbeiten. Auf dem Filmfestival von Venedig erhielt der sehenswerte Film den Orizzonti-Spezialpreis der Jury - in Österreich läuft er bereits im Kino. (kam/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 9. 2011)