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Das ernüchternde Ergebnis des ÖFB-Ausflugs nach Gelsenkirchen.

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Deutschland top.

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Österreich flop.

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Und ÖFB-Teamchef Constantini muss die Misere verantworten.

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Gelsenkirchen - Immer noch möglich, das ist im Hinblick auf die EM-Qualifikation natürlich sehr relativ. Weil rein mathematisch, theoretisch. Abgesehen davon ist der EM-Zug nach Polen und in die Ukraine, wo 2012 die Endrunde steigt, natürlich abgefahren. Ohne Österreich. Nach dem 2:6 (1:3) in Gelsenkirchen liegt das ÖFB-Team sechs Punkte hinter der Türkei, die gestern in der siebenten Nachspielminute zu einem 2:1 gegen Kasachstan kam, und fünf hinter Belgien. Drei Spieltage stehen aus, nur der Zweite (hinter Deutschland) kommt ins Playoff.

Teamkapitän Christian Fuchs sagte, wohl nicht nur das gestrige Spiel, sondern schon die Qualifikation zusammenfassend: "Wir machen uns das Leben selbst schwer, verlieren die Bälle zu leicht. Das reicht ganz einfach nicht." Und Teamchef Constantini fügte hinzu: "Das Ergebnis ist schlimm." Damit meinte er nur das gestrige 2:6. Das nehme er "natürlich auf meine Kappe".

Österreich hat am Dienstag in Wien die Türkei zu Gast, da könnte sich weisen, ob der laufende Bewerb mit Constantini abgeschlossen wird. In Gelsenkirchen hatte er sich Überraschungen erspart, es gibt wohl geeignetere Gegner als den Weltranglistendritten, um zu experimentieren. Kapitän Marc Janko saß sowieso auf der Tribüne, Adduktoren sind verhärtet, es handelt sich um keine psychosomatische Verletzung.

Deutsches Feuerwerk

Sieben in der deutschen Bundesliga engagierte Kicker begannen, Joachim Löw konnte gar auf neun zurückgreifen. Christian Fuchs wurde von den Fans, vornehmlich Schalkern, freundlich begrüßt. Die Zuseher waren überhaupt lieb zu den Österreichern, zu denen man gerne auf Urlaub fährt und die speziell im Fußball niemandem wehtun.

Die Befürchtung, dass die Deutschen wie die Feuerwehr loslegen würden, bewahrheitete sich, obwohl Marko Arnautovic bereits in der zweiten Minute einen Fersler zeigte. Aber die Dampfwalze kam rasch auf Betriebstemperatur. Bastian Schweinsteiger dribbelte, flankte, Mesut Özil vollierte von der Strafraumgrenze das 1:0, Miroslav Klose fälschte den Ball vielleicht ganz leicht ab.

Dem deutschen Kapitän Philipp Lahm, der die Qualifikation mit dem Maximum von dreißig Zählern abschließen will und den Bestseller "Der feine Unterschied" schreiben ließ, war klar, dass die Partie unter "Der große Unterschied" laufen würde. Er wurde groß und größer. 23. Minute: Tormann Christian Gratzei zögert beim Rauslaufen, Özil erhöht auf 2:0. 28. Minute: Lukas Podolski will auch einmal, 3:0. Sein Schuss in die kurze Ecke war, salopp gesagt, nicht unhaltbar.

Arnautovic und Harnik

Constantini hatte als Wunschresultat im Scherz ein 4:4 angegeben, das war jetzt noch möglich. Man kann Witze ja steigern. Die Österreicher ließen sich erfreulicherweise nicht fallen. 42. Minute: Arnautovic köpfelt nach Flanke von Florian Klein das 1:3. Die Hoffnung nach Seitenwechsel währt eineinhalb Minuten. Aus einem deutschen Befreiungsschlag wird ein Konter, weil Fuchs und Klein gegen Özil auf verlorenem Posten stehen, Gratzei stellt sich dazu, als Fuchs den Özil-Schuss ins kurze Eck abfälscht - 1:4. Zur Abwechslung hat Österreich dieses Tor über die rechte Abwehrseite kassiert.

Wieder kommt Angst vor einer Schlappe auf, wieder lassen die Deutschen kurz nach und Arnautovic zu viel Platz. Der spielt einen Abpraller mit schönem Rückzieher in den Lauf von Harnik - 2:4 (51.). Doch Deutschlands Teamchef Joachim Löw kommt in seinem 70. Länderspiel nicht ins Schwitzen. Einzelnen Österreichern gelingt ab und zu etwas, doch nach einer Mannschaft mit System, mit Handschrift sieht das von vorne bis hinten vom Anfang bis zum Ende nicht aus. Am Ende drehen die Deutschen noch einmal auf. Andre Schürrle (84.) und Mario Götze (88.), jeweils eingewechselt, besorgen den Endstand. Im 37. Duell erleidet Österreich bei acht Siegen und sechs Remis die 23. Niederlage. Und der letzte Erfolg in Deutschland liegt immer noch 80 Jahre zurück. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 3./4. September 2011)

EM-Qualifikation - Gruppe A:

Deutschland - Österreich 6:2 (3:1). Gelsenkirchen, Arena AufSchalke, 53.000 (ausverkauft), SR Tagliavento/ITA.

Torfolge:

1:0 ( 8.) Özil
2:0 (23.) Özil
3:0 (28.) Podolski
3:1 (42.) Arnautovic
4:1 (47.) Özil
4:2 (51.) Harnik
5:2 (84.) Schürrle
6:2 (89.) Götze

Deutschland: Neuer - Höwedes (46. Boateng), Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger - Müller, Kroos (85. Götze), Özil, Podolski (74. Schürrle) - Klose

Österreich: Gratzei - Klein, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Dag, Baumgartlinger, Alaba, Royer (73. Hoffer) - Harnik - Arnautovic

Gelbe Karten: Keine