Augen zu und durch und nur keine Zweifel: Das ist die Devise jener Staaten, die sich beim Umsturz in Libyen - denn darum ging es, nicht nur um den vom UNO-Sicherheitsrat abgesegneten "Schutz der Zivilbevölkerung" - aktiv engagiert haben. Und in der Tat gibt es jetzt zur engen Zusammenarbeit und Hilfe, die man dem Nationalen Übergangsrat angedeihen lässt, keine Alternative.

Die humanitären Überlegungen müssen an erster Stelle stehen - was jedoch nicht heißt, dass das in vielen Ländern eingefrorene und jetzt wieder aufgetaute libysche Geld einfach so, ohne Kontrolle, ins Land geschüttet werden soll. Ja, es gehört den Libyern und den Libyerinnen. Und ja, die meisten Staaten haben den Nationalen Übergangsrat als rechtmäßige Vertretung anerkannt. Aber gerade weil diese Legitimation von außen und nicht von innen verliehen wurde, kann sich die internationale Gemeinschaft nicht so ohne weiteres abmelden. Bei allem Respekt für die libysche Souveränität: Die internationale Gemeinschaft hat gewissermaßen eine moralische Verantwortung für diesen Übergangsrat. Alles, was er tut, wird auf sie zurückfallen.

Ebenso wichtig, wie dass die Nato den militärischen Teil der Intervention bald für abgeschlossen erklärt, ist, dass ein ziviles Engagement aufrechtbleibt. Damit ist nicht die Jagd nach den besten Ölverträgen gemeint, die bereits eingesetzt hat. Diese birgt die Gefahr, dass bald der Übergangsrat die Staaten kontrolliert und nicht umgekehrt. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2011)