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Sprengung des letzten übriggebliebenen Teils des Testgeländes im Jahr 2000.

Foto: REUTERS/Shamil Zhumatov

Wien - Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis das frühere sowjetische Atomtestgelände im heutigen Kasachstan wieder bewohnt und genutzt werden kann. Dies erklärte am Donnerstag der Botschafter von Kasachstan in Österreich, Kairat Abdrakhmanov, und rief anlässlich des 20. Jahrestags der Schließung des Testgeländes Semipalatinsk (seit 1997 Semei) alle ausständigen Länder dazu auf, den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) zu unterzeichnen und zu ratifizieren.

Hunderte Atomtests

"Es ist an der Zeit positive Signale an die Weltgemeinschaft zu senden und klar zu demonstrieren, dass wir diese tragische Ära der Atomtests beenden", erklärte Abdrakhmanov. Kasachstan diente der früheren Sowjetunion im Kalten Krieg als Rüstungskammer und war einer der Hauptstützpunkte für Versuche mit nuklearen Waffen. Das größte Atomwaffentestgelände der Welt schrieb erstmal am 29. August 1949 Geschichte, als die erste sowjetische Atombombe in Semipalatinsk detonierte. In den folgenden Jahren wurden in der zentralasiatischen Steppe insgesamt 468 Explosionen durchgeführt - mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt, die bis heute unter den Konsequenzen der Atomtests leiden.

"300.000 Quadratkilometer sind betroffen und wir müssen noch viel tun, um die genaue Situation vor Ort zu verstehen", so der kasachische Botschafter. Bei einigen Teilen des riesigen Gebiets werde es voraussichtlich Jahre dauern, bis es wieder genutzt werden könne, bei anderen werde jedoch angesichts des langsamen Zerfalls radioaktiver Stoffe wie Plutonium wohl Jahrhunderte keinerlei Aktivität möglich sein, erklärte er weiter. Kasachstan sei jedoch sehr dankbar für die umfassende internationale Unterstützung, die dem Land seit der Schließung des Geländes zuteilwurde. "Wir erhalten finanzielle, technische und personellen Unterstützung von Experten, Physikern, Ärzten und Agrarfachleuten," so Abdrakhmanov.

Die geheimen Atomtests wurden bis 1963 oberirdisch durchgeführt und erst dann in Schächte unter die Erde verlagert. Damit die Tests in der dünn besiedelten Region unbemerkt blieben, ließ Moskau auch nicht immer alle Orte in der Umgebung evakuieren. Das Gebiet ist nach wie vor verseucht und heute noch Sperrgebiet. Die Stollen und Tunnels, die für die Tests angelegt wurden, sind heute zugeschüttet und verschlossen. Schätzungen zufolge erkrankten als Folge der Tests bis heute an die 1,6 Millionen Menschen in der Region rund 500 Kilometer östlich der Hauptstadt Astana. Noch heute, gut 20 Jahre nach dem letzten Test im Oktober 1989, sterben die Menschen in dem Gebiet im Durchschnitt früher, und es kommt öfter zu Fehlgeburten.

Politische Konsequenzen

Seit der Schließung des Testgeländes bemüht sich Kasachstan in Zusammenarbeit mit anderen Staaten um die weltweite nukleare Abrüstung. Im September 2006 wurde der "Vertrag zur nuklearwaffenfreien Zone in Zentralasien" in Semipalatinsk unterzeichnet. 2009 führte die UNO auf Vorschlag der kasachischen Regierung den Internationalen Tag gegen Nuklearversuche am 29. August ein.

Auch den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) hat Kasachstan bereits 1996 unterzeichnet. Die in Wien ansässige Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) wurde am 19. November 1996 gebildet, um den Atomteststopp-Vertrag zu überwachen. Der Vertrag ist jedoch noch nicht in Kraft, da er noch nicht von allen Staaten ratifiziert wurde. Die USA und China blockieren das Abkommen seit Jahren. Auch weitere Länder mit nuklearer Technologie wie Pakistan, der Iran oder Nordkorea müssen den Vertrag noch in ihre nationale Gesetzgebung aufnehmen, damit er in Kraft treten kann. Die CTBTO hat 182 Mitglieder, von denen 154 - darunter Russland, Frankreich, Großbritannien und Österreich - den Vertrag ratifiziert haben. (APA/red)