Kreisky, das Wiener Quartett mit oberösterreichischen Wurzeln, dockt am Samstag beim Herbstlärm-Festival u. a. an Jesus Lizard und die Goldenen Zitronen an.

Foto: Ingo Pertramer

Salzburg - Am Freitag und Samstag geht die vierte Auflage des Herbstlärm-Festivals über die Bühne, zehn Bands bedienen dabei durchaus unterschiedliche Geschmäcker zwischen Rock, Jazz, HipHop, Liedermacherei und - nomen est omen - unbarmherzigem Lärm.

Den Auftakt machen die Lokalmatadoren von Shade Of Pale mit psychedelisch-funkigem Krautrock. Regional verwurzelt ist auch die Move On Mandy Big Band. Die Phoenics verzieren ihr Jazzfundament mit elektronischen, nordafrikanischen und osteuropäischen Klängen.

Der Wiener Gitarrenvirtuose Harri Stojka hat seit Beginn seiner Karriere 1970 die unterschiedlichsten Stile gespielt: von Pop über psychedelischen Prä-Punk und Hardrock (Novaks Kapelle) bis zu Fusion und Jazz. Letzterem gehört seit jeher seine große Liebe, besonders dem Gipsyjazz in der Tradition des Sinto-Gitarristen Django Reinhardt. Was der Wiener Rom mit Harri Stojka's GypsySwing Ensemble am Freitag einmal mehr unter Beweis stellen wird.

Am Ende des ersten Tages hüpfen Christoph & Lollo über den kritischen Punkt und landen bei Lug und Trug des modernen Lebens - mit Seitenhieben auf Musiksponsoring, schlechten Sex und die böse Globalisierung. Am Samstag pflegen die Salzburger Soundbreed sowie die Space-Stoner von Orgasmathoth die Kunst der schweren Rockriffs.

Doris Mitterbacher ist Mieze Medusa und als solche Slam-Poetin und Hip-Hopperin. Gemeinsam mit Beat-Bastler Philipp Diesenreiter aka Tenderboy und DJ Leon reimt und rappt die Protestsongcontest-Siegerin 2007 über Gott und ihre Welt.

Mit Bulbul wird es schön heftig: Das Krawalltrio, bestehend aus Sänger und Gitarrist "Raumschiff" Manfred Engelmayr, Bassist "Der Hunt" sowie dem Vöcklabrucker Schlagwerker Didi Kern, donnert die Abrissbirne Richtung Avantgarde-Lärm, experimenteller Elektronik und dreckigem Trashrock: Big Black, Jesus Lizard, Captain Beefheart, Devo, Zappa, AmpRep-Amis oder spinnerte japanische Klangterroristen lassen grüßen.

Danach dockt das Wiener Quartett mit oberösterreichischen Wurzeln, Kreisky, ebenfalls bei Jesus Lizard, AmpRep, aber auch Peter Weibels Hotel Morphila Orchester oder den Goldenen Zitronen an.

Wenn Mastermind, Sänger und Orgler Franz Adrian Wenzl gerade nicht den Schmähführer Austrofred gibt, dann spielt er das Zornbinkerl: intellektueller Theaterdonner, der aber jenseits aller Kopflastigkeit vor allem richtig ROCKT.   (Gerhard Dorfi/ DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2011)