THE WAR ON DRUGS
Slave Ambient

(Secretly Canadian / Trost)

Kurt Vile, der ehemalige musikalische Partner des nunmehr allein über The War On Drugs herrschenden Adam Granduciel, spürt mittlerweile lieber verstärkt dem Grungerock der frühen 1990er-Jahre nach, insbesondere J. Masicis und dem balladesker und ruhiger gehaltenem von dessen Band Dinosaur Jr. Deshalb kann Granduciel drei Jahre nach dem Debüt Wagonwheel Blues dieses Mal noch ungehemmter seinen drei Hausheiligen nachspüren. Bruce Springsteens Dancing In The Dark etwa wird hier zu Baby Missiles. Und Bob Dylan und Tom Petty lugen ohnehin an jeder Ecke hervor. Songtitel wie City Reprise #12 sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings besitzt die US-Band neben aller Klassikerbeschwörung genug eigenes Potenzial und vor allem modernere elektronische Produktionsmittel, um sich vom reinen Kopistentum abzugrenzen. Britische Altherren-Musikmagazine sind naturgemäß begeistert. 

THE RAPTURE
In The Grace Of Your Love

(DFA/Universal)
2003 veröffentlichte die New Yorker Band mit dem Album Echoes und der Single House Of Jealous Lovers eine den damaligen "Dance Punk" an der Schnittstelle von 80er-Jahre-Revival und zeitgenössischeren Dancefloor-Sounds definierende Arbeit. Nach längerer Pause und einer Verschlankung der Bandbesetzung kommt nun unter der Produktionsregie des zuvor schon für die Beastie Boys oder Phoenix tätigen Philippe Zdar von so legendären Projekten wie Le Funk Mob oder vor allem Motorbass und Cassius eine Neusichtung der alten Vorgaben. Sänger Luke Jenner hat es über die Jahre gelernt, sein manchmal etwas gar an sich und der Welt leidendes Organ unter Kontrolle zu halten. Die 2011 eher zurückhaltend, minimalistisch arrangierten Songs sind manchmal etwas zu stark in flauschigen, verhallten Arrangements versteckt. Come Back To Me beinhaltet als tragendes Element ein Ziehharmonik-Sample und klingt wie eine osteuropäische Variante des guten alten Lambada. Aber die Single How Deep Is Your Love?, die nichts mit dem einstigen Hit der Bee Gees zu tun hat, ist schon einigermaßen toll. Ein verschlepptes House-Klavier-Motiv, treibender Computerbeat, schmerzensreicher Gesang, ein später Sommerhit. (schach / DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2011)