Foto: ATVPlus
Wenn ATV Sonntag um 16 Uhr als ATVplus neu startet, kommt erst einmal der schwarze Hund. Nicht etwa Franz Morak, der für Medien zuständige Staatssekretär, mit einem kleinen Grußwort.

Das Maskottchen von ATV plus, ursprünglich sogar als Senderlogo gedacht, begleitet schon vorher rund um die Uhr durch Programmtrailer. Der Sender will seine Seher abstimmen lassen, wie der Hund heißen soll. Wer nicht mit der Kleintiertaufe warten mag, kann Vorschläge schon jetzt hierher posten.

Treue verspricht nicht nur Flocki, mancher Gesellschafter gelobt sie bei der Präsentation des Neustarts am Dienstag gar. Bawag-Direktor Josef Schwarzecker will auch "an Bord bleiben", wenn der Sender entgegen den jüngsten Plänen nach drei weiteren Geschäftsjahren nicht den Breakeven erreicht, an dem die Einnahmen die laufenden Ausgaben decken. Schwarzecker: "Wir waren von Anfang an dabei und bleiben dabei."

Wie viele hundert Schillingmillionen Wien 1, ATV und ATVplus seine Bank schon gekostet haben, verrät der Direktor nicht. Nur so viel: "Hätte ich nur eine Stunde schlecht verhandelt beim Verkauf von max.mobil, dann könnten wir uns das nicht leisten."

Da wundert nicht, dass hier Schwarzeckers "Atem lang reicht": Die Generali-Versicherung erhielt 1999 satte 1,27 Milliarden Schilling (90 Millionen Euro) für 8,09 Prozent an max.mobil; die Bawag hielt an dem Vorgänger von T-Mobile 14,51 Prozent. Daraus lässt sich ein durchaus fetter Verkaufserlös ableiten.

Beteiligungen durch Banken

Dennoch beteiligen sich weitere Banken wie Raiffeisen Oberösterreich, Hypo Vorarlberg, Tiroler Sparkasse und der Industrielle Josef Taus über einen Fonds an ATV: Laut Gesellschafter Herbert Kloiber reduzieren alle Beteiligten ihre Anteile leicht; der Bankenfonds Athena bekommt zehn Prozent an ATVplus (etat.at berichtete). Die skandinavische Fernsehgruppe SBS und Kabelholding UPC bleiben doch an Bord.

Keiner der Gesellschafter "wird das Handtuch werfen", sagt Kloiber, was für gewöhnlich ja nicht der Boxer selbst, sondern der Trainer tut. "Wir werden noch zwei bis drei Jahre investieren, dann Bilanz ziehen und erfolgreich oder nicht erfolgreich sein."

Selbst RTL II konnte erst ab dem siebenten Jahr Investments zurückzahlen ("Pay-back"). Dessen Umsatzrendite von 21 Prozent ist die höchste im deutschen Privatfernsehen, sagt Kloiber, auch an RTL II beteiligt.

"Schmusekurs"

Von einem "Schmusekurs" gegenüber dem übermächtigen Mitbewerber ORF will Kloiber nichts wissen, obwohl sie alle Rechtsstreitigkeiten beigelegt haben. In ORF 1 findet der Filmhändler zum Beispiel "gar keine Eigenproduktionen mehr" und liest die Sendungstitel eines Tages vor, die "US-Networks für eine ganze Woche reichen", die beste Sendezeit zu füllen. Der Küniglberg kaufe, auch was er nicht brauche, nur damit ATVplus diese Programme nicht bekomme. Eine Serie wie "CSI" - sonst gut für 20.15 Uhr - spiele der ORF spätabends ab.

Die Dimensionen rückt Kloiber auch zurecht: Nach heuer 15 Millionen Euro soll ATVplus laut Management im kommenden Jahr 34 bis 35 Werbemillionen einspielen. So viel bringt alleine die ebenfalls für 2004 geplante Gebührenerhöhung dem ORF zusätzlich. 2005 hofft ATVplus auf 50 Millionen Euro aus Werbung noch ohne Sonderwerbeformen. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe vom 28.5.2003)