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Messebesucher wie diese wurden von RTL diffamiert

Foto: REUTERS/INA FASSBENDER

In Video- und Computerspieleforen macht sich Empörung breit. Grund dafür ist ein Bericht im TV-Magazin RTL Explosiv vom 19.08.2011. In einem Beitrag über die Gamescom, macht sich der Redakteur über die Besucher lustig. Er kommentiert aus dem Off das Geschehen mit Sätzen wie:

„Die überwiegende Mehrheit aller Messebesucher trägt aber den Computerspieler-Einheitslook. Dunkle Schlabberklamotten, die manchmal etwas schlecht riechen."

Klischeehaft

Der Bericht versucht tatsächlich jedes Klischee über Gamer in fünf Minuten unterzubringen. Gleich zu beginnt sieht man maskierte Männer mit Plastikgewehren, die am Weg zur Gamescom sind und den stereotypischen zockenden Amokläufer darstellen sollen. In den Interviews werden nur Fragen zur Körperhygiene und der Beziehungssituation der Besucher gestellt.

Empörung auf Spielefanseiten

Viele Spielefanseiten empören sich über eine solche Darstellung von Computerspielern. Giga.de hat ein Video gestaltet, in dem versucht wird, mit den gleichen Methoden einen Bericht über RTL-Mitarbeiter zu gestalten. Pirate Gaming möchte über Facebook einen Flashmob organisieren, bei dem sich Gamer vor dem RTL-Gebäude versammeln sollen. Es gibt auch schon mehrere Facebookgruppen, die gegen RTL protestieren.

Anstrum auf programmbeschwerde.de

Bei der zentralen Stelle der Medienanstalten, programmbeschwerde.de, sind über 7000 Beschwerden eingegangen. Der Ansturm war so groß, dass die Seite sogar offline gegangen ist und die Betreiber gebeten haben, keine weiteren Mails mehr zu senden, da eine Beschwerde nicht von der Anzahl der Meldungen abhängig ist.

Diffamierende Kommentare des Redakteurs

Weiteres Öl hat der Redakteur des Beitrags, Tim Kickbusch, durch Einträge auf seiner Facebook-Pinnwand gegossen. „Ich persönliche glaube, Gamescom-Besucher und Computerspieler sind ein humorloser Menschenschlag" und „Du, nachdem was die Freaks mir so schreiben, glaube ich, man hätte die in ihrer Mehrzahl noch härter angehen müssen. Viele Kranke Hirne sind unterwegs..." sind nur einige der Beiträge, die die Spielerszene empören.

Mittlerweile ist die Pinnwand nicht mehr öffentlich einsehbar, auch die Information, dass der Redakteur für rufmord.tv arbeitet, wurde entfernt. Rufmord.tv war Donnerstag zu Mittag nicht erreichbar. Anonymous hat sich auch in der Causa zu Wort gemeldet und ruft via YouTube zum Boykott von RTL auf.

RTl entschuldigt sich

Gegenüber playnation.de entschuldigte sich RTL mit einem Statement bei den Spielern.

„Die Verallgemeinerung und Überzeichnung des Beitrags zur Gamescom in der Sendung „Explosiv" vom Freitag, 19.08.2011, war ein Fehler. Wenn wir Gefühle verletzt haben sollten, entschuldigen wir uns ausdrücklich dafür."

Punkt 6-Beitrag

Allerdings gab es auch in der RTL-Sendung Punkt 6 einen Beitrag der mit Klischees über Computerspieler spielt. Zwei Frauen wurden auf die Gamescom geschickt, um zu testen ob die Besucher nicht nur Augen für die Spiele sondern auch für Frauen haben, laut RTL ging keiner der Spieleinteressierten mit den Damen auf ein Eis, sondern wollten sich lieber über die Spiele informieren.

Verleihung des Deutschen Computerpreis

Ein interessantes Detail am Rande, Nazan Eckes, Moderatorin von Explosiv, die den Beitrag unter anderem mit den Worten „echte komische Gestalten" einleitete, führte im März 2011 durch die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises. (soc)