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Bei der Pressekonferenz nach nur wenigen Minuten ziemlich genervt: Teamchef Constantini.

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Unter Constantini wird Andreas Ivanschitz sein 50. Länderspiel nicht bestreiten.

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Wien - ÖFB-Teamchef Didi Constantini hat am Dienstag in Wien seinen vorläufigen 22-Mann-Kader für die EM-Qualifikationsspiele am 2. September in Gelsenkirchen gegen Deutschland und vier Tage später im Wiener Happel-Stadion gegen die Türkei bekanntgegeben. Im Aufgebot scheinen keine Überraschungen auf. Am Wochenende sollen noch zwei weitere Spieler hinzukommen, um den Kader zu komplettieren. Kurios mutete bei der Pressekonferenz am Vormittag im Wiener Hotel Hilton an, dass der Teamchef nach einer vermeintlich unangenehmen Frage bezüglich unorganisierter Defensive die Versammlung rasch beendete und beinahe fluchtartig den Saal verließ.

"Das ist ein ganz ein Schlauer da hinten..."

Der Vorwurf, dass Eigenfehler vor allem dann passieren, wenn die Defensive nicht organisiert ist, brachte den Teamchef leicht in Rage. Er konterte gegenüber dem Journalisten von 90minuten.at prompt: "Das ist ein ganz ein Schlauer da hinten, das ist ja eine ganz neue Erkenntnis." Man tausche sich sehr wohl mit den Spielern aus, ob man sich bezüglich "Position und Taktik wohl fühlt", versicherte Constantini, der die Pressekonferenz sichtlich genervt nach rund 12 Minuten abrupt und überraschend beendete.

Mainz-Legionär Andreas Ivanschitz, der von Assistent Manfred Zsak beim 2:4 gegen Schalke 04 beobachtet wurde, eine starke Leistung bot und sogar ein Tor erzielte, wurde einmal mehr nicht nominiert und scheint auch nicht auf der "Auf Abruf"-Liste auf. Der Ex-Teamkapitän trug den ÖFB-Dress zuletzt am 11. Februar 2009 beim 0:2 in Graz gegen Schweden.

Constantini setzt auf Kontinuität

Constantini will auf Grund des zuletzt Gezeigten an seinem Kader festhalten. "Ich kann sie ja nicht strafen, wir haben gegen die Slowakei 60:40 Ballbesitz gehabt, aber leider das Tor nicht getroffen."

Hoffnung auf eine Berücksichtigung dürfen sich noch Marko Arnautovic, Roland Linz, Stefan Maierhofer, Franz Schiemer oder Andreas Hölzl machen. Paul Scharner ist im Spiel gegen den WM-Dritten gesperrt, steht aber dennoch im Aufgebot.

"Wir haben das letzte Spiel gegen Deutschland spielerisch nicht schlecht bestritten, aber leider keine Tore gemacht. Wir haben uns mehrere Male das Video angeschaut. Wir waren einfach zu unentschlossen, den Ball ins Tor zu bringen. Wenn man keine Tore macht, kann man auch nichts gewinnen. Wir haben phasenweise sehr gut mitgehalten und manchmal ein Übergewicht gehabt. Auswärts wird es natürlich schwer, aber wir werden versuchen, die Leistung zu bringen, die wir schon in Wien geboten haben", verspricht der Teamchef.

Alaba statt Ivanschitz

Dass Arnautovic und Ivanschitz nicht dabei sind, kommentierte der Teamchef wie folgt: "Jeder Trainer hat seinen Kopf und jeder Trainer hat seine Spieler, die er forciert, auch wenn sich der eine oder andere das auch verdienen würde. Aber ich sehe keinen Grund, jetzt viel zu ändern." Das Thema Ivanschitz gehe ihm nicht auf die Nerven. "Er ist ein sehr guter Fußballer, aber ich habe mich für andere Spieler mehr oder weniger stark gemacht. Vor ein, zwei Jahren habe ich noch gelesen, ich hole einen Spieler aus der dritten Liga, anstatt Ivanschitz. Und dieser Spieler ist Alaba und ich bin nicht unzufrieden mit dem Buben."

"Arnautovic ist einmal reingekommen und hat aufgezeigt, dass er Klasse hat. Er hat mich angerufen, die Frage ist, ob alles so rauskommt, wie er es mir verspricht. Schauma mal!"

Franz Schiemer wäre ein Kandidat für einen der zwei noch freien Plätze. "Er war lange verletzt, trainiert schon längere Zeit voll fit mit der Mannschaft. Kann sein, dass er diese Woche noch zwei Spiele bestreitet und dann werden wir schauen, ob das reicht. Prödl hat nur ein Spiel gemacht, zuletzt saß er in Bremen nur auf der Bank. Kienast wäre fix dabei gewesen, leider fällt er aus."

Deutschland ist nicht Kapfenberg

Der Führende der Schützenliste, Roland Linz, steht aktuell nicht im Aufgebot. "Linz ist eine sehr gefährliche Sturmspitze, der seine Tore in Österreich am Fließband schießt. Fakt ist, dass er ein Strafraumstürmer ist und ich glaube nicht, dass wir auswärts in Deutschland den gegnerischen Strafraum belagern werden. Ich glaube eher, dass wir auf Konter spielen, aber auch nicht zu weit zurück gehen. Aber es ist nicht unmöglich, dass wir ihn holen. Aber, Werner Gregoritsch würde mir Recht geben, dass es gegen Deutschland auswärts schwerer ist, als gegen Kapfenberg daheim. Ohne die Leistung von Linz schmälern zu wollen", erklärt Constantini.

Mit den Leistungen von Kapitän Marc Janko, der bisher im Team nicht so gut zur Geltung kam, wie bei seinem Klub Twente Enschede, ist der Teamchef natürlich nicht gänzlich zufrieden. "Janko ist abhängig von den Flanken, aber er muss auch die Schuld bei sich selber suchen, er muss sich einfach mehr bewegen", so die klare Vorgabe an den Stürmer.

"Die besten Spieler..."

Laut Assistent Zsak wurden "die besten Spieler einberufen, die uns im Moment zur Verfügung stehen. Die Entwicklung des einen oder anderen ist im Moment vielleicht nicht so gut, wie zum Beispiel bei Julian Baumgartlinger, der in Mainz noch kein Stammspieler ist. Aber wir haben ihn in die Nationalmannschaft geholt, weil er im Team bisher immer recht gut war", so Zsak.

Die zuletzt nicht überragenden Leistungen der nominierten Rapidspieler Kulovits und Schrammel bereiten dem Teamchef keine größeren Sorgen. "Kulovits hat gegen Deutschland und Lettland zwei sehr gute Spiele gemacht und ich finde keinen Grund, warum ich ihn nicht in den Kader nehmen sollte. Gegen die Slowakei hat er auch nicht so schlecht gespielt, aber ich habe ihn zur Pause ausgetauscht, weil wir offensiver geworden sind. Schrammel habe ich zuletzt immer dabeigehabt und ich sehe keinen Grund, jetzt einen neuen linken Verteidiger heraus zu zaubern."

Umfassende Vorbereitung

Constantini versprach, dass in der Vorbereitung auf die anstehenden Qualispiele, Videos von den Spielen gezeigt werden, Defensiv- und Offensivverhalten, sowie Standard-Situationen analysiert werden. "Jeder Trainer macht seinen Weg und man kann sicher sein, dass die Spieler sehr gut informiert sind über den Gegner", so der Teamchef, der weiß, wie der Hase läuft. "Gegentore kriegt man oft durch Einzelfehler. Du kannst am Fünfer sechs Leute aufstellen, aber es kann passieren, wie es gegen die Slowakei geschah, dass der Verteidiger nach hinten geht und der Stürmer, der das Tor macht, nach vor und dann bist du natürlich der Zweite. Ich glaube aber nicht, dass wir deswegen alles umstellen."

Selbstvertrauen

Wichtig sei gegen Deutschland, "dass man sich etwas zutraut. Das Wichtigste ist Selbstvertrauen. Das werde ich den Spielern vermitteln. Wir sind krasser Außenseiter und ich gehe davon aus, dass keiner damit rechnet, dass wir in Deutschland etwas erreichen. Man muss ihnen Respekt entgegenbringen, aber während der Spielzeit so wenig wie möglich. Südländische Mannschaften haben meist gegen Deutschland verloren, weil sie zu viel Respekt hatten."

Das Erfolgsrezept gegen Deutschland wäre schließlich, "den Spielfluss zu unterbinden. Die Deutschen spielen dasselbe System wie die Holländer, mit 4-2-3-1. Sechs Mann hinten organisieren die Defensive und das Aufbauspiel, wenn man da dagegen hält und es gelingt wie in Wien, dass man zu Chancen kommt, dann muss man sie auch machen." (Thomas Hirner, derStandard.at, 23. August 2011)

Teamkader für die EM-Qualifikation gegen Deutschland und Türkei:

Tor: Christian Gratzei (Sturm Graz/8 Länderspiele/0 Tore), Pascal Grünwald (Austria Wien/0/0), Helge Payer (Rapid Wien/20/0)

Abwehr: Ekrem Dag (Besiktas Istanbul/6/0), Christopher Dibon (Admira/1/1), Aleksandar Dragovic (FC Basel/12/0), Christian Fuchs (Schalke 04/42/1), Florian Klein (Austria Wien/9/0), Manuel Ortlechner (Austria Wien/7/0), Emanuel Pogatetz (Hannover 96/44/2), Paul Scharner (West Bromwich Albion/35/0), Thomas Schrammel (Rapid Wien/1/0)

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/11/0), Julian Baumgartlinger (1. FSV Mainz 05/14/0), Jakob Jantscher (Red Bull Salzburg/9/1), Zlatko Junuzovic (Austria Wien/14/0), Stefan Kulovits (Rapid Wien/4/0), Daniel Royer (SV Ried/3/0), Manuel Weber (Sturm Graz/1/0)

Angriff: Martin Harnik (VfB Stuttgart/25/5), Erwin Hoffer (Eintracht Frankfurt/25/4), Marc Janko (Twente Enschede/21/7)

Auf Abruf: Hans-Peter Berger (Admira/0/0); Marko Arnautovic (Werder Bremen/11/4), Andreas Hölzl (Sturm Graz/10/2), Roland Linz (Austria Wien/39/8), Stefan Maierhofer (Wolverhampton Wanderers/17/1), Franz Schiemer (RB Salzburg/19/4)

Anmerkungen: Scharner ist im ersten Spiel gegen Deutschland gesperrt. Der Kader wird am Wochenende von derzeit 22 noch auf 24 Spieler aufgestockt