Blick in eine Kolonie von Bombus wilmattae

oto: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dr. Frank Bernhard Kraus

Halle - Die Selbstorganisation sozialer Insekten kann sehr unterschiedlich aussehen, auch bei nahe verwandten Arten. Von einem solchen Beispiel berichtet die Molekularökologin Anett Huth-Schwarz von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenber: Sie hat festgestellt, dass die Reproduktion, die durchaus zu Konflikten führen kann, bei einer tropischen Hummelart eine ganz andere Form annimmt als bei europäischen Hummeln. Die Produktion männlicher Nachkommen wird bei unseren Hummeln jeweils von der Königin dominiert - nicht jedoch bei ihren mittelamerikanischen Verwandten.

Mit der Hilfe der Kollegen vor Ort sammelte die Doktorandin in den mexikanischen Bergen 120 Hummeln aus fünf Kolonien der Art Bombus wilmattae. Diese Hummelnester konnten nur in Schutzkleidung aus dem Boden ausgehoben werden. "Mexikanische Hummeln sind aggressiver als deutsche. Wenn man sich ihrem Nest nähert, greifen sie an." In Halle untersuchte Huth-Schwarz die Insekten dann mit molekulargenetischen Methoden auf ihre Verwandtschaftsbeziehungen und unter dem Mikroskop auf Darmparasiten.

Mit erstaunlichem Ergebnis: Die meisten Männchen der mexikanischen Hummel stammen - im Unterschied zu europäischen Hummeln - von Arbeiterinnen und nicht von der Königin selbst ab. Eine weitere Besonderheit: "Einige Königinnen dieser Art paaren sich mit mehreren Männchen - und nicht wie bei vielen anderen Arten nur mit einem. Das bedeutet auch, dass der Hummelstaat durch die höhere genetische Variabilität besser gegen Parasiten geschützt sein kann", erläutert Huth-Schwarz. Warum in den fünf von ihr untersuchten Kolonien die Männchen überwiegend von den Arbeiterinnen stammen, bleibt hingegen noch zu klären. (red)