Diese Krot muss die Arbeiterkammer schlucken: Sie muss Geld in die Pensionskasse nachschießen.

Foto: Arbeiterkammer

Wien - Die zeitweise schwache Performance der heimischen Pensionskassen in den vergangenen Jahren wird für die Arbeiterkammer zu einer millionenschweren Belastung.

Seit zwölf Jahren zahlt die Kammer für ihre rund 2500 Mitarbeiter (Bundes- und Landesarbeiterkammern) bei den Pensionskassen VBV und Valida ein. Rund der Hälfte der Beschäftigten hat aber sogenannte leistungsorientierte Verträge. Das heißt: Schafft die Pensionskasse nicht die vereinbarte Rendite, muss der Arbeitgeber, in diesem Fall die Arbeiterkammer, Geld nachschießen, damit die versprochenen Zusatzpensionen in der vereinbarten Höhe ausbezahlt werden können.

Diesen Kammermitarbeitern droht damit nicht jenes Schicksal, mit dem tausende Pensionisten, die zuvor in der Privatwirtschaft tätig waren, konfrontiert waren: Kürzungen bei den Zusatzpensionen hinnehmen zu müssen.

Haben die Arbeitgeber nämlich beitragsorientierte Verträge abgeschlossen, gibt es keine Nachschusspflicht der Betriebe. In diesem Fall wird die Pension gekürzt, wenn die Pensionskassen zu wenige Rendite erwirtschaften. Zum Teil mussten Zusatzpensionisten im letzten Jahrzehnt Einbußen von bis zu 45 Prozent hinnehmen.

Bei der Arbeiterkammer bleibt das vielen erspart. AK-Direktor Werner Muhm bestätigte am Dienstag auf Anfrage des Standard, dass es eine Nachschusspflicht der Kammer gibt. Er spricht von einem "niedrigen einstelligen Millionenbetrag, deutlich unter fünf Millionen Euro". Das sei für die Arbeiterkammer mit einem Gesamtbudget von 340 Millionen Euro aber eine "verkraftbare Dimension".

Auf die Frage, ob die Kammer, die sich aus Pflichtbeiträgen der Arbeitnehmer finanziert, im Gegenzug Leistungen zurückfahren muss, wollte Muhm nicht näher eingehen. Man schaue sich jetzt einmal die Entwicklung der Finanzmärkte an. Aber natürlich werde die Nachschusspflicht aus dem laufenden AK-Budget bestritten. Eine Erleichterung für die Kammer sei, dass die Mitarbeiter im Schnitt später in Pension gingen als ursprünglich gedacht. Hier habe man sehr vorsichtig kalkuliert.

Konservativ veranlagt

Wobei Muhm generell betont, dass man beim Abschluss des Pensionskassen-Vertrages sehr konservativ vorgegangen sei. Man habe nur eine durchschnittliche Rendite von 3,5 Prozent angenommen - bei vielen anderen Verträgen waren es fünf oder sechs Prozent. Dass die Pensionskassen nicht einmal dieses Ergebnis geschafft haben, zeige, dass sich kapitalgedeckte Pensionssysteme "als Schimäre" herausstellen.

Wobei ohnehin nicht alle Mitarbeiter bzw. AK-Pensionisten in die Pensionskasse gewechselt sind. Für einige Dutzend zahlt die Kammer aus dem regulären Budget eine Zusatzpension - in der Höhe von rund 80 Prozent des Letztbezuges.

Zuletzt sorgte auch die Pensionskasse der Wirtschaftskammer für Wirbel. Sie muss wegen der Insolvenz der R-Quadrat-Gruppe Millionen abschreiben. Zuletzt verlangen Kammer-Pensionisten einen Ausgleich für erlittene Verluste und drohen mit Klage. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 17.8.2011)