Havanna - Eheschließungen zwischen Homosexuellen sind in Kuba eigentlich verboten. Am Samstag ist auf der Karibikinsel trotzdem so etwas wie die erste Schwulenhochzeit in der Geschichte des Landes gefeiert worden: Ignacio Estrada gab in der Hauptstadt Havanna der Transsexuellen Wendy Iriepa in einer zivilen Zeremonie das Ja-Wort. An der Hochzeit nahmen auch einige bekannte kubanische Dissidenten teil. Der Tag der Trauung war mit Bedacht gewählt: Es war der 85. Geburtstag von Revolutionsführer Fidel Castro.

Technisch gesehen handelt es sich um keine Schwulenhochzeit, weil die 37-jährige Iriepa offiziell als Frau anerkannt ist. Vor vier Jahren hatte sie sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, aus Alexis wurde dabei Wendy. Vollzogen wurde die Operation im Zentrum für sexuelle Erziehung (Cenesex). Leiterin des Zentrums ist Mariela Castro, Sexualtherapeutin und Tochter von Staatschef Raul Castro, dem Bruder von Fidel Castro. Sie setzt sich für die Legalisierung der Homo-Ehe in ihrer Heimat ein. Als Trauzeugin wollte sie nach Worten von Wendy Iriepa am Samstag dennoch nicht auftreten, nachdem sie erfuhr, dass Bräutigam Estrada ein Regierungskritiker ist.

Die Hochzeit bedeute einen "neuen Schritt in Kuba", sagte der 31 Jahre alte Estrada. "Das ist keine Provokation. Das ist eine Anerkennung." Lange Zeit wurde Homosexualität in Kuba nicht geduldet, in den 60er und 70er Jahren wurden Homosexuelle von der kubanischen Regierung noch in Umerziehungslager geschickt. Seit 1988 wurden in Kuba 16 legale Geschlechtsumwandlungen vorgenommen. (APA)