Wien- Während Österreichs Uni-Rektoren seit Monaten unisono vor Finanzengpässen warnen, falls ihr Budget für die Jahre 2013 bis 2015 stagniert, hat die Technische Uni (TU) Wien schon jetzt mit finanziellen Problemen zu kämpfen. 2010 hat sie ein Minus von rund 18,4 Mio. verbucht, durch die Auflösung von Rücklagen blieb unterm Strich ein Bilanzverlust von 13,45 Millionen Euro.

Überbrückungskredit aufgenommen

Bis zum Ende der aktuellen Leistungsperiode (2010 bis 2012) kann das Budgetloch nicht mehr gestopft werden, so Rektor Peter Skalicky. Um den laufenden Betrieb finanzieren zu können, musste die Uni einen Überbrückungskredit aufnehmen und interne Drittmittel umschichten.

15 Professoren weniger

Um in den kommenden Jahren wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, brauche es eine "drastische Leistungsreduktion"; schon jetzt habe die TU Wien 15 Professuren einsparen müssen, so der Rektor. Mittelfristig drohe der Uni die Zahlungsunfähigkeit, wenn das Budget nicht steige. Bei einem Gesamtumsatz der TU Wien in Höhe von 276,9 Millionen ist das Minus von 18 Millionen Euro "eher spektakulär", so ein Sprecher der Uni, auch wenn sieben Millionen durch eine Systemumstellung bei den Verbuchungen zurückzuführen seien.

Universitätskurator droht

Die Uni musste deshalb im Wissenschaftsministerium einen Frühwarnbericht abgeben; nachdem dieser laut Ministerium nicht konkret genug war, ist nun bereits eine zweite Version in Arbeit. Die Vorgabe vom Minoritenplatz: Die TU muss entweder ein Sanierungskonzept für ein ausgeglichenes Budget bis zum Jahr 2015 vorlegen, oder die Verwaltung wird - wie im Universitätsgesetz (UG) vorgesehen - vorübergehend von einem Universitätskurator übernommen.

"Ehrgeizige Pläne"

Allerdings, so der Sprecher, sei wegen der "relativ ehrgeizigen Pläne" der TU - darunter dringend notwendige Investitionen in den Gerätepark - schon bei Abschluss der Leistungsvereinbarung klar gewesen, dass die Uni mit ihrem Budget nicht auskommen werde. Das Ministerium habe das damals "zähneknirschend zur Kenntnis genommen". Die TU Wien habe wiederum den Versprechen der Politik, dass die Unis mehr Geld bekommen würden, geglaubt - von der Ankündigung, dass die Mittel eingefroren werden, sei sie "am falschen Fuß erwischt" worden. Ein ausgeglichenes Budget ab 2015, wie vom Ministerium gefordert, ist laut Skalicky "in absehbarer Zeit nicht möglich". Dafür müsse es nämlich entweder mehr Geld oder gröbere Strukturänderungen geben, die jedoch dauern.

"Scheindebatten" der Politik

Skalicky übt in diesem Zusammenhang harsche Kritik an der Politik: Diese ergehe sich lediglich in Scheindebatten um Studiengebühren und versuche deutsche Studenten zum Sündenbock abzustempeln. "Ich brauche keine Studiengebühren, ich brauche ein ordentliches Uni-Budget." Gleichzeitig forderte er Zugangsbeschränkungen, die eigentlich nur "Kapazitätsgrenzen" seien, ohne die eine Uni keine qualitätsvolle Arbeit leisten könne.

Umwandlung in GesmbH gefordert

Und: Die Politik müsse sich aus den Unis zurückziehen. "Mittelfristig habend die Unis nur eine Chance, wenn sie in GesmbH umgewandelt werden", denn der "Wahn" des Gesetzgebers, alles bis ins Detail zu regeln, könne nicht funktionieren. Das wäre, als ob das Parlament die Ticketpreise der ÖBB bestimmen würde, so der Rektor. "Wenn die Politik sich einmischt, geht alles schief." Immerhin würden seit der Autonomie an die Unis Anforderungen wie an Unternehmen gestellt, sie hätten aber keine dementsprechenden Spielräume. So könnten sie etwa nicht durch Investitionen, etwa in bessere Geräte, ihren Ertrag verbessern.   (APA)