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Dass der Wiener Marathon eine Schinderei ist,

belegte die Übertragung des ORF. Die Bilder schwitzender Selbstüberwinder ließen Unbeteiligte erahnen, was es heißt, sich über 42 Kilometer zu bringen.

Foto: APA/Newald

Damit man mitleiden konnte,

kommentierte Michael Knöppel. Zugegeben, es ist sicher keine leichte Aufgabe, zweieinhalb Stunden brauchbare Information zu liefern. Aber wenn man sich schon selbst als "seit zwanzig Jahren beim ORF dabei" beweihräuchert, könnte man wenigstens versuchen, diesen Umstand mit ganzen deutschen Sätzen zu rechtfertigen. Aber von wegen.

ORF/Milenko Badzic

Dafür lobte Knöppel die "überragende Technik des ORF",

weil es diesem gelang, mittels Hebelumlegens in der Regie einem als Letzten an den Start gehenden Läufer ein Interview abzunötigen. Er ließ einen zurückfallenden Teilnehmer "beweisen, dass nicht alle Kenianer schneller sind als der Österreicher Michael Buchleitner". Wer hätte das gedacht?

ORF/Milenko Badzic

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Wenn Knöppels drastisches Organ einmal wohltuend verstummte,

besorgte eine sensible Regie den Rest: Als die Italienerin Lucilla Andreucci, die Gewinnerin der Damen, die letzten Kilometer am Ring absolvierte, filmte man der scheinbar Gesichtslosen viele Meter lang auf den Allerwertesten. Weil der ORF nicht nur "technisch überragend", sondern auch irrsinnig kreativ ist, ertönte dazu "You Sexy Thing" von Hot Chocolate.

Während Laufen irgendwann Glückshormone frei setzt, macht der ORF einen dagegen irgendwie unrund. Lieber 42 Kilometer Qual als diese Zumutung. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 26.5.2003)

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