Wien - Walter Dostal ist tot. Der langjährige Vorstand des Instituts für Völkerkunde an der Universität Wien ist am vergangenen Wochenende im Alter von 83 Jahren verstorben, wie am Mittwoch das Museum für Völkerkunde in einer Aussendung mitteilte. Der Wissenschafter hatte sich vor allem um die Erforschung des islamischen Orients, insbesondere der Kulturen des südarabischen Raums, große Verdienste erworben, aber auch wichtige Impulse für die ethnologische Theoriebildung gegeben.

Werdegang

Geboren wurde Dostal am 15. Mai 1928 in Grulich in der damaligen Tschechoslowakei. Nach Studium und Promotion an der Universität Wien war er von 1954 bis 1965 Kustos am Museum für Völkerkunde in Wien und dort für die vorderasiatischen Sammlungen zuständig. 1964 habilitierte sich Dostal an der Philosophischen Fakultät der Uni Wien. Von 1965 bis 1975 war er Professor der neu geschaffenen Lehrkanzel für Ethnologie an der Universität Bern.

Anschließend wurde Dostal an das Institut für Völkerkunde der Uni Wien berufen, wo er sich große Verdienste um den wissenschaftlichen und organisatorischen Ausbau des Instituts erwarb. Von 1975 bis 1996 war der Wissenschafter Ordinarius am Institut und neunzehn Jahre dessen Vorstand. Seit 1993 war der Völkerkundler wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Wissenschaftliches Werk

Das wissenschaftliche Werk Dostals umspannt einen weiten Bogen. Eines seiner zentrales Anliegen war es, seine ethnologietheoretischen Ansätze mit empirischen Datenerhebungen zu verbinden. Im Vordergrund seiner theoretischen Überlegungen standen unter anderem Fragen der sozialen Evolution und der kulturhistorischen Entwicklung. Der Schwerpunkt der Feldforschung lag dabei seit 1956 auf den Gesellschaften der Arabischen Halbinsel. Besonders die nomadischen Gruppen in Kuwait und Südarabien, die nordost-osmanischen und jemenitischen Bauern, die hadramitischen Handwerker sowie die städtischen und bäuerlichen Marktstrukturen der Region standen im Mittelpunkt seines Interesses. (APA/red)