Am Sonntag versammelte man sich zum gemeinsame Gruppenfoto - auch wenn es wie immer nicht alle der tatsächlich anwesenden EntwickerInnen aufs Bild geschafft haben.

Foto: Andreas Proschofsky

Mit einer gemeinsamen Schlussveranstaltung wurden am Montag Abend in Berlin die "Kerntage" des diesjährigen "Desktop Summit" beendet. Drei Tage lang hatten an die 800 EntwicklerInnen von KDE und GNOME in vier Tracks einer Fülle von Vorträgen zu unterschiedlichsten Themen rund um den freien Desktop gelauscht - und dies zum Teil tatsächlich projektübergreifend.

Appell

Symbolisch insofern auch einer der letzten Vorträge im Programm des Desktop Summit 2011: In diesem versuchten Lydia Pintscher, Mitglied der KDE-Community-Arbeitsgruppe, und GNOME-Entwickler Seif Lotfy für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen den beiden Projekten zu werben.

Zeitverschwendung

Es gebe fraglos so manche Unterschiede, aber eben noch viel mehr Gemeinsames. Oft entstünden praktisch zeitgleich sehr ähnliche Projekt auf beiden Seiten anstatt, dass man an einer gemeinsamen Lösung arbeite, kritisiert Lotfy. Und auch wenn es manchmal Sinn mache parallel zu arbeiten, um unterschiedliche Konzepte auszutesten, sei vieles was bisher passiere schlicht Energieverschwendung.

Initiativen

Immerhin zeichnen sich in dieser Hinsicht durchaus positive Entwicklungen ab: So will man bei KDE künftig das Konfigurationssystem Dconf (als Backend für KConfig) unterstützen. Dies übernimmt beim GNOME entsprechende Aufgaben seit der Version 3.0. Auch auf ein gemeinsames Keyring-System hat man sich geeinigt, womit das Speichern von Passwörtern und anderen sensiblen Daten endlich Desktop-übergreifend funktionieren soll - und in einem gemeinsamen Schlüsselring.

Realismus

Von einer Zusammenführung der Desktop-Projekte sei man trotzdem noch weit entfernt, bekennt man offen. Dabei stelle sich aber ohnehin die Frage, ob solch ein Schritt überhaupt wünschenswert wäre. Immerhin treibe gerade dieser Wettstreit der Ideen die EntwicklerInnen am freien Desktop voran.

Preise

Gewohnt enden solche Konferenzen mit einem Reigen von Preisverleihungen und da bildet auch der Desktop Summit 2011 keine Ausnahme. Nach der Vergabe des "Berlin's future is open application award" - den unter anderem die Sugarlabs für ihre rund um den One Laptop per Child entstandene Lernsoftware einheimsen konnte, wurden auch einzelne EntwicklerInnen für besondere Verdienste rund um den freien Desktop ausgezeichnet.

KWin

Besonders starken Applaus gab es dabei auf KDE-Seite für Martin Grässlin, seines Zeichens Entwickler des Fenstermanagers KWin. In der Begründung für die Vergabe des Akademy-Awards im Bereich "Application" heißt es, dass Grässlin in den letzten Monaten nicht nur KWin erheblich vorangetrieben habe, sondern mit seinen Bestrebungen rund um den OpenGL-ES-Support und bei der Unterstützung für den X-Server-Nachfolger Wayland KDE als Ganzes vorantreibt - und dies noch dazu in Blog-Einträgen hervorragend dokumentiere.

Eine Hose auf Reisen

Ebenfalls unter lautem Beifall wurde auf GNOME-Seite die Wahl von Matthias Clasen für den "Traveling Pants Award" (bei dem tatsächlich eine Hose von Jahr zu Jahr weitergereicht wird) verkündet. Clasen sei ein Entwickler, der in seiner langjährigen Aktivität bereits zu praktisch allen Komponenten des GNOME-Desktops Code beigetragen habe, wie in der Laudatio betont wurde. Auch den wöchentlichen Commit-Logs stehe der bei Red Hat beschäftigte Entwickler bis heute praktisch immer an der Spitze.

Weiter geht's

Mit der Schlusszeremonie werden übrigens nur die Kerntage der Konferenz mit ihren Vortragsreihen abgeschlossen. Bis inklusive Freitag gibt es noch Workshops und Birds-of-Feather-Sessions , in denen es nicht zuletzt darum gehen soll, neue Pläne zu schmieden und diese zum Teil gleich in die Tat - sprich: Code - umzusetzen. (Andreas Proschofsky aus Berlin, derStandard.at, 08.08.11)