Wien - Adipositas ist, so Gerhard Prager, mittlerweile eines der drängendsten Probleme für die Gesundheit geworden. Der Facharzt für Chirurgie und Leiter der Adipositasambulanz der Universiätsklinik für Chirurgie im Wiener AKH präsentiert in seiner jüngsten Untersuchung, wie sich die Fettleibigkeit in Österreich in den Jahren 2006 bis 2010 entwickelt hat. Mit seiner Analyse wollte er unter anderem Trends in Sachen Übergewicht bei männlichen 18-Jährigen erfassen.

Eine Folge der Fettleibigkeit lässt sich bereits abschätzen: Die Zahl bariatrischer Eingriffe wird steigen. Während die Zahl der Übergewichtigen (Bodymass-Index 25 bis 30) seit 1986 um 50 Prozent angestiegen ist, haben sich die Adipositas-Fälle (Bodymass-Index 30 bis 35) im selben Zeitraum verdreifacht. Neu an Pragers Untersuchung ist die Datengrundlage: Sie kam nicht durch Umfragen zustande, sondern durch gemessene Daten. Prager griff auf Daten der Stellungsuntersuchung bei männlichen 18-Jährigen aus der Stellungskommissionsdatenbank zurück. Seine Ergebnisse sind damit repräsentativ für ganz Österreich.

Die üblichen Verdächtigen

"Wir nehmen immer energiedichtere Nahrung zu uns, und die Portionen werden größer", ortet Prager die möglichen Ursachen. "Zudem bewegen wir uns immer weniger. Das führt fast notgedrungen zu deutlicher Gewichtszunahme." Ein Umdenken, so Prager, finde mittlerweile statt. "Die EU kennzeichnet zwar inzwischen die Lebensmittel, die Maßnahmen müssten aber noch viel weiter gehen. Und vor allem: Die Jugend muss sich mehr bewegen. Da sind nicht nur die Eltern, sondern auch die Politik gefordert."

Pragers Erkenntnisse gründen sich auf Besorgnis erregende Statistiken: In den Mitgliedstaaten der EU leiden nicht weniger als 1,1 Millionen Jugendliche und Kinder an Bluthochdruck, 1,7 Millionen befinden sich in der Vorstufe zum Diabetes, 0,4 Millionen weisen eine gestörte Glukosetoleranz auf, und 1,21 Millionen sind vom metabolischen Syndrom betroffen. "Je länger jemand übergewichtig ist, umso eher besteht die Gefahr eines Herzinfarkts und Schlaganfalls, also je höher der Bodymass-Index, umso höher die möglichen negativen Auswirkungen." (red)