München - Die "Krankheit der Könige", die Gicht, tut nicht nur weh: Etwa zwei Prozent der Menschen in Österreich und Deutschland leiden an der Krankheit, eine meist angeborenen Stoffwechselerkrankung, zu der aber auch "üppige" Ernährung beiträgt. Dabei häuft der Körper so viel Harnsäure an, dass sich deren Kristalle in Gelenken und anderen Geweben ablagern. Nur eine konsequente Therapie zur Absenkung des Harnsäurespiegels kann eine dauerhafte Schädigung von Gelenken und Organen verhindern, warnten am Mittwoch die deutschen Rheumatologen.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) wies auf die Volkskrankheit im Vorfeld ihres Jahreskongresses hin. Welche Medikamente bei der Behandlung zum Einsatz kommen sollten, diskutieren Ärzte und Wissenschafter vom 31. August bis zum 3. September 2011 bei der Veranstaltung in München.

Schmerzende Zehe

"Wir sprechen von Gicht, wenn bei erhöhtem Harnsäurespiegel im Blut mindestens ein Gichtanfall aufgetreten ist", erklärte Stefan Schewe, Rheumatologe am Klinikum der Universität München. Meist ist dabei das Grundgelenk einer großen Zehe betroffen. Es rötet sich, schwillt an und schmerzt stark. Bei einem Großteil der Patienten klingen die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen von selbst wieder ab.

Doch nur ein dauerhaftes Senken des Harnsäurespiegels kann ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern. Ohne Therapie lagern sich Harnsäurekristalle massiv in Knochen, Gelenken und inneren Organen ab und können diese nachhaltig schädigen. "Deshalb ist es so wichtig, bei Gichtpatienten einen Harnsäurespiegel von unter sechs Milligramm pro Deziliter (im Blut, Anm.) zu erreichen", betonte Schewe. Dafür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die die Produktion von Harnsäure im Körper vermindern. Außerdem kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die das Ausscheiden der Harnsäure über die Nieren verbessern.

Zu Beginn der Therapie kann die Harnsäurekonzentration im Blut für kurze Zeit sogar noch weiter ansteigen, weil durch die Medikamente abgelagerte Harnsäurekristalle aufgelöst werden. Damit erhöht sich zunächst auch das Risiko für akute Gichtanfälle. Aus diesem Grund führen viele Mediziner die Therapie zur Verringerung des Harnsäurespiegels häufig nicht oder nur unzureichend durch, kritisierte der Experte. Die zusätzliche Gabe von Medikamenten, die gegen den entzündungsfördernden Botenstoff Interleukin-1-beta gerichtet sind, könne die Anfälle neben anderen Medikamenten (zum Beispiel Colchizin in niedriger Dosierung) jedoch deutlich verringern. (APA)