Paris - Forscher in den USA haben ein Mini-Blutlabor entwickelt, das Krankheiten innerhalb weniger Minuten diagnostizieren kann. Wie aus einer in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlichten Studie hervorgeht, kann der Chip im handlichen Kreditkarten-Format Infektionskrankheiten wie HIV und Syphilis genauso exakt nachweisen wie herkömmliche Blutuntersuchungen im Labor - und zudem deutlich kostengünstiger. Die Forscher, die Prototypen des sogenannten "mChip" an Patienten in Ruanda testeten, verzeichneten demnach eine Treffgenauigkeit von nahezu 100 Prozent.

Damit könnten Kliniken und Ärzte künftig zahlreiche Diagnosetests anbieten, ohne dass die Patienten "zum Blutabnehmen ins Krankenhaus gehen und dann tagelang auf ihr Ergebnis warten müssen", sagte Professor Samuel Sia von der Columbia University in New York, der den Chip mit entwickelt hat.

Das Ding

Das Mini-Labor besteht aus einem Mikrochip in einer Kunststoffhülle, wie der Technologie-Chef der Firma Claros Diagnostics, Vincent Linder, erklärt. Der Chip kann den Angaben zufolge eine einzige Blutprobe auf bis zu zehn Krankheiten untersuchen. Das Ergebnis wird über einen Teststreifen angezeigt, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Dazu ist beim mChip ein Handlesegerät notwendig, das nach Angaben der Forscher so leicht zu bedienen ist wie ein Handy. Mit geschätzten Produktionskosten von einem Dollar (knapp 70 Cent) pro Chip wäre er zudem deutlich günstiger als eine Blutuntersuchung im Labor.

Getestet wurde das Gerät im Muhima-Krankenhaus in der ruandischen Hauptstadt Kigali, wo die Ergebnisse von Blutanalysen momentan erst nach mehreren Tagen vorliegen, weil sie in einem externen Labor ausgewertet werden. Bei 70 Männern und Frauen, die an HIV leiden, stellte sich dem Bericht zufolge nur ein Test mit dem Mini-Labor als falsch heraus - eine ähnliche Quote wie bei Blutuntersuchungen im Labor. Zum Einsatz kommen könnte das Gerät nach Einschätzung der Forscher etwa bei HIV-Tests bei Schwangeren in Afrika. (APA/red)