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Foto:Mark Lennihan/AP/dapd)

Eine Freundin machte kürzlich einen Trip nach New York und wow! Es wurde ein Trip nach New York. Also, wie aus dem Bilderbuch. Museen, Schwulendemos, eigenartige Wohngemeinschaften, ausgehen, shoppen, verlaufen - und daten. Auf das ist sie am ersten Abend gekommen, weil sie ihren Wohnungsvermieter gefragt hat, ob er in einer Beziehung sei. Und er sagte nein, aber er datet. Also regelmässige Treffen mit Frauen, oder auch Männern, je nach Lust und Neigung. Ab dem dritten Treffen sogar mit Sexbonus, wenn man möchte und / oder darf. Aber nicht exklusiv. 

Sie fühlte sich auf einmal total unterpriviligiert als europäisch sozialisierte Frau. Und vor allem um nette Abende betrogen. Hier hängt man herum, bis man in jemanden hineinläuft und dann halt mitgeht. Oder man macht ein Rendez-vous, aber das dann gleich mit der Exklusivitätsklausel. Oder wenn nicht, dann ist das gleich eine Alternativbeziehung, in der einem schwant, dass das nichts wird. Außer die Liebe hängt dem Ganzen dann sowas Unumkehrbares und Endgültiges um. Aber das tut sie ja bekanntlich selten und äußerst zögerlich bei beiden gleichzeitig.

Wenn man älter ist, dann hat man überhaupt meistens irgendwelche grässlichen Amour Fous mit Verheirateteten, oder ist selber in einer Beziehung und schmachtet herum, weil man Angst hat, dass man irgendwas kaputt macht, wenn man sich auslebt. Ist doch so. Und: wehe, der andere lebt sich aus, das wäre ja noch schöner.

In Amerika aber ist Daten üblich, klare Regeln. Niemand ist böse. Klappt wunderbar. Und sie datete und hatte es wunderschön. Also eigentlich. Deswegen wunderte sie sich über dieses schleichende schale Gefühl der Austauschbarkeit in diesem Regelwerk.

Jetzt ist sie wieder hier. Hängt europäisch herum, wie gehabt. Und stellt hie und da jemandem ein Haxerl, zum drüberfliegen. Und daheim völlig ungeregelt zu verarzten. (derStandard.at, 1. August 2011)