"Bei einer schweren Atemwegsverlegung beugen wir die betroffene Person nach vorne und stützen sie mit einer Hand am Brustkorb", erklärt Frido Schrott, Sanitäter und Lehrbeauftragter im Ausbildungszentrum des Wiener Roten Kreuzes.

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"Dann schlagen wir mit der flachen Hand fünf Mal fest zwischen die Schulterblätter."

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"Wenn nach fünf Schlägen keine Besserung eintritt, wenden wir den sogenannten Heimlich-Handgriff an: Wir umfassen die Person von hinten und ballen die Hände zu einer Faust."

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"Damit drücken wir zwischen Nabel und Brustkorb kräftig nach innen und oben. Bis zu fünf Mal wendet man den Heimlich-Griff an. Wichtig dabei ist: Jeder, bei dem diese Maßnahme durchgeführt wird, muss im Krankenhaus untersucht werden, da es zu inneren Verletzungen kommen kann."

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"Bitte hört auf, die Leute zu schlagen! Das Unangenehme daran ist: Wer eine leichte Verlegung der Atemwege hat, will weiter raushusten und dafür muss er Luft einatmen. Das kann er aber bei ununterbrochenen Schlägen auf den Rücken nicht mehr."

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Emergency Room-Krisenszenario: "Dr. Banfield, der Patient droht zu ersticken!" "Schnell, das Skalpell, ich führe einen Luftröhrenschnitt durch!"

Wenn Frido Schrott, Sanitäter und Lehrbeauftragte im Ausbildungszentrum des Wiener Roten Kreuzes, seine Kursteilnehmer fragt: "Was tut ihr, wenn jemand zu ersticken droht?" hört er des öfteren: "Ich führe einen Luftröhrenschnitt durch", und bisweilen sogar: "Ich steche mit einem Kuli in die Luftröhre, damit er wieder atmen kann".

Körperverletzung

"Bei einer Atemwegsverlegung einen Luftröhrenschnitt durchzuführen, ist schwere Körperverletzung", warnt der Rotkreuzvortragende. "Der Luftröhrenschnitt war niemals die Lehrmeinung. Bitte überlasst ihn wirklich George Clooney oder dem Team von Greys Anatomy. Dass eine Person mit einem Kugelschreiber im Hals wieder zu atmen beginnt und aufsteht, ist nicht die Realität. Wer als Laie einen Luftröhrenschnitt oder -stich durchführt, verursacht damit, dass die Person das höchstwahrscheinlich nicht überleben wird. Warum nicht? Weil die Halsschlagader gleich neben der Luftröhre liegt und die Gefahr besteht, dass man sie verletzt und die Person verblutet. Ein weiterer, manchmal gehörter und gleichsam fataler Mythos ist übrigens, jemandem, der zu ersticken droht, etwas anderes in den Hals zu schieben, um das Objekt noch weiter in die Lunge zu transportieren", erklärt der Rotkreuz-Sanitäter.

Zwei Möglichkeiten für erste Hilfe

"Es gibt zwei verschiedene Arten der Atemwegsverlegung", erklärt Frido Schrott. "Die teilweise Verlegung erkennen wir an leichtem oder schwerem Husten. Wenn jemand etwas in die 'falsche Röhre' bekommen hat, atmet der Körper als Abwehrreaktion langsam Luft ein und das Objekt – egal ob fest oder flüssig – wird durch festes Aushusten entfernt. Eine schwere Atemwegsverlegung erkennen wir dagegen am Würgen der betroffenen Person. Sie kann nicht mehr sprechen und auch nicht mehr husten. Die Hautfarbe verändert sich rasch, die Person wird das Bewusstsein verlieren. Bevor das passiert, kann man sie durch gezielte feste Schläge zwischen die Schulterblätter im besten Fall vor dem Ersticken retten. Dabei stützt man den Brustkorb mit der anderen Hand.

Der Heimlich-Handgriff

Wenn nach fünf Schlägen keine Besserung eintritt, wenden wir den sogenannten Heimlich-Handgriff an: Wir umfassen die Person von hinten und ballen die Hände zu einer Faust. Damit drücken wir unterhalb des Zwerchfells, also zwischen Nabel und Brustkorb kräftig nach innen und oben. Bis zu fünf Mal wendet man den Heimlich-Handgriff an. Wichtig dabei ist: Den Handgriff darf man niemals üben! Und jeder, bei dem diese Maßnahme durchgeführt wird, muss im Krankenhaus untersucht werden, da es zu inneren Verletzungen kommen kann. Wenn diese Maßnahme keine Besserung bringt, schlagen wir wieder fünf Mal fest zwischen die Schulterblätter. Das gilt auch für Kinder, aber hier wird alles mit dementsprechend weniger Kraft durchgeführt. Wobei wir beim nächsten Mythos wären...

Mythos: Kind umdrehen und schütteln

Auch wenn es vielleicht sogar helfen mag: Wenn sich ein Kind verschluckt, soll man es nicht umdrehen, mit dem Kopf nach unten an den Füßen halten und schütteln und schlagen. Abgesehen vom psychischen Trauma kann das physische Schäden an der Wirbelsäule bewirken. Genauso groß ist die Wirkung, wenn man das Kind nach vorne beugt, fest hält und auf den Rücken schlägt."

Mythos: Verkutzt? Fest klopfen!

Grundsätzlich ist gezieltes Schlagen zwischen die Schulterblätter bei einer schweren Verlegung der Atemwege angebracht. "Üblich ist bei uns aber, dass wir jemandem, der plötzlich hustet, ununterbrochen auf den Rücken schlagen", weiß Frido Schrott und appelliert: "Bitte hört auf, die Leute zu schlagen! Das Unangenehme daran ist: Wer eine leichte Verlegung der Atemwege hat, will weiter raushusten und dafür muss er Luft einatmen. Das kann er aber bei ununterbrochenen Schlägen auf den Rücken nicht mehr. In dem Augenblick, in dem man sich verkutzt, hat man oft gerade keine Luft in der Lunge, weil man ja vorher nicht weiß, dass man sich verkutzen wird. Deshalb ist das Einatmen wichtig! Wer sich nicht davon abhalten kann, einer Person, die um Luft ringt, auf den Rücken zu schlagen, der soll wenigstens nur mit dem Aushusten mitschlagen, damit sie wieder einatmen kann", schließt Frido Schrott den sechsten Teil seiner Mythen der Lebensrettung. (Eva Tinsobin/derStandard.at/09.08.2011)

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