Viele Menschen sind etwa aus Oslo angereist und trauern am Festland mit Blick auf die Insel Utöya.

Foto: STANDARD/Prantner

"Es gibt nichts zu erzählen. Es ist alles gesagt", sagen sie ...

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... unter ihnen sind auch Kinder, die Blumen niederlegen.

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Das Hotel Sundvollen dient den Einsatzkräften als Zentrale.

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Der Utvika-Campingplatz ist so etwas wie eine Gedenkstätte geworden. Von der E16 gehen die Besucher hinunter zum See. Vorbei an Wohnwagen, so groß wie eine Garconniere. Dann über einen matschigen Weg hinaus auf den Bootssteg aus schweren Steinplatten. Von dort hat man freien Blick auf Utöya.

Es sind gut 500 Meter bis zur Ferieninsel. Sie liegt an diesem trüben Montagmorgen im Tyrifjorden als ob nichts gewesen wäre. Ein Schiff am Landungssteg ist zu sehen und ein Zelt. Mehr nicht. Der Gedanke an das, was sich dort am Freitagnachmittag zugetragen hat, ist beinahe unwirklich.

Ein paar Dutzend Menschen stehen auf dem Steg. Manche sind aus Oslo angereist, manche noch von weiter. Sie legen Blumen nieder, zünden Kerzen an und trösten einander. Reden will niemand. Warum auch? "Wir haben doch schon alles gesagt", sagt eine alte Dame, die von ihrem Camper heruntergekommen ist. Mehr gebe es nicht zu erzählen.

Als ihnen klar wurde, was sich auf Utöya abspielte, sind viele hier in Utvika in ihre Boote gesprungen. Sie fuhren so nahe an die Insel heran wie möglich, zogen Kinder aus dem Wasser, warfen anderen Schwimmwesten zu. Dutzende haben sie gerettet. Mehr als 80 starben durch die Hand Anders Behring Breiviks.

Vier oder fünf Menschen wurden am Montag immer noch vermisst. Motorboote und auch ein U-Boot suchten nach ihnen. Hoffnung, sie lebend aufzufinden, hatte keiner mehr von den Rettungskräften. "Wir möchten ihren Eltern zumindest einen Leichnam übergeben können, damit sie an einem Grab trauern können", sagt eine Helferin.

Vivian Paulsen vom Roten Kreuz beschreibt die schwierige Situation bei der Suche: "Es gibt starke Strömungen hier. Sie könnte weggezogen worden sein und nun in einem ganz anderen Teil des Sees liegen." Die Bergeboote suchten am Montag auch in Zuflüssen und führen immer wieder auch die bereits abgesuchte Teile des Sees ab.

Wenige Kilometer weiter, im kleinen Örtchen Sundvollen, hat die Polizei das Sundvolden Hotel abgesperrt. Es ist die Zentrale für die Einsatzkräfte. Hier betreuen Psychologen noch immer einige Überlebende und auch traumatisierte Polizisten. Und hier warten die verzweifelten Eltern der letzten Vermissten auf Nachricht von ihren Lieben. (Christoph Prantner aus Sundvollen, derStandard.at, 25.7.2011)