Leukämiezellen, in deren Zellkern sich lediglich ein rotes Signal findet, haben einen Teil des Chromosoms 17 verloren. Das führt zu Resistenz gegen Chemotherapie und Zelltod.

Foto: Quelle: Daniel Mertens, Universität Ulm und Deutsches Krebsforschungszentrum

Der programmierte Zelltod schützt den Körper davor, dass Zellen mit geschädigtem Erbgut zur Gefahr für den gesamten Organismus werden. Bei Krebszellen versagt dieser als Apoptose bezeichnete Schutz jedoch häufig, sie werden resistent gegenüber Signalen, die ihnen den Befehl zur Selbsttötung geben. Das ist besonders fatal, da die Wirkungsweise vieler Chemotherapien darauf beruht, Apoptose auszulösen. Daher untersuchen Krebsforscher im Rahmen eines virtuellen Forschungsverbunds, wie sich die Apoptoseresistenz im Zuge der Krebsentstehung entwickelt und wie sie sich durchbrechen lässt. "Für die erfolgreiche Behandlung von Krebs ist das Verständnis der Resistenz gegen Apoptose und gegen Chemotherapie zentral", erklärt Peter Lichter aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Aussendung.

Die beteiligten Wissenschafter haben die Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL), den häufigsten Blutkrebs bei Erwachsenen, als Modellsystem ausgewählt. "Unsere Kooperationspartner haben sehr viel Erfahrung mit dieser Erkrankung. Außerdem gehen wir davon aus, dass sich die an der CLL gewonnenen Ergebnisse auch auf andere Krebsarten übertragen lassen", erklärt Daniel Mertens von der Universität Ulm.

Erforschung von Signalen

In dem neuen Virtuellen Institut erforschen Wissenschaftler zum einen die Signale, die Krebszellen mit den Geweben ihrer Umgebung austauschen. Zum anderen durchsuchen sie das gesamte Erbgut der Leukämiezellen nach Sequenzveränderungen der Gene und nach chemischen Modifikationen einzelner Genbausteine, die die Genaktivität verändern. Mit diesen Forschungsansätzen wollen sie neue Zielmoleküle identifizieren, die für die Apoptoseresistenz charakteristisch und die als Angriffspunkte für verbesserte Medikamente geeignet sind. Gleichzeitig werden die Forscher große Substanzbibliotheken nach Wirkstoffen durchsuchen, die die neu entdeckten Zielmoleküle spezifisch blockieren können.

Neben dem Deutschen Krebsforschungszentrum sind Wissenschaftler aus dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, den Universitäten Duisburg, Essen, Ulm und Würzburg sowie aus England und Dänemark am neuen Virtuellen Institut beteiligt. (red, derStandard.at)