Erster Auftritt "sympathisch", sagen Augenzeugen: Bogocz.

Foto: Gruner+Jahr

Wien - Keine zwei Stunden war der hemdsärmelige Mann von der Ruhr mit böhmischen Wurzeln als neuer News-Chef vorgestellt. Da brütete Axel Bogocz Donnerstag schon mit seinem Boss, Torsten-Jörn Klein, und Peter Pelinka über drängenden Sachfragen.

Wenige Tage zuvor hatte News-Chefredakteur Pelinka der Werbebranche seine neugestaltete Wochenillustrierte für 1. September angekündigt. An diesem Tag aber fängt Bogocz erst als Herausgeber und Geschäftsführer aller News-Magazine an. Bogocz begann als Journalist bei Burdas Bunte und führte lange bei Bauer den Verlag um Bravo. Er wird wohl mitreden wollen, wie das erste Magazin der Gruppe künftig auftritt. Längst sind Woman und tv-media Motoren des Konzerns; auch Profil und Gusto tragen stark zum Profit bei.

Das Konzernergebnis trieb Oliver Voigt bis Ende 2010 in lichte Höhen von gut 20 Millionen Euro bei 145 Millionen Umsatz; auch wegen seines stark erfolgsorientierten Vertrags. Diesen Vertrag für Voigt noch besser zu gestalten, lehnte Torsten Klein ab, der Auslandsvorstand des News-Mehrheitseigentümers Gruner + Jahr.

Neues "People-Magazin"

Voigt ging, zu Österreich der Familie Fellner, die noch fast 19 Prozent an der News-Gruppe hält. Ständig werden Magazinpläne von Österreich gegen News & Co kolportiert - und dementiert. Nicht ganz: Wo Oliver Voigt an Bord ist, der der News-Gruppe "First" bescherte, konnte ein "People-Magazin" zu "Österreich" nicht lange auf sich warten lassen. Vorige Woche schon kündigte es Wolfgang Fellner zur Vergrößerung des Formats von "TV Austria" in seiner Fernsehbeilage an, was aber offenbar kein Medienjournalist merkte. Fellner kündigt das Heft diese Woche in der Beilage noch einmal als "Ergänzung" zur Zeitung an, einmal wöchentlich.

Schönwandt-Nachfolge

Die Gelegenheit wäre günstig: Nachfolger Matthias Schönwandt trat im Februar 2011 an und Ende Mai schon wieder ab. Er verstieß nach Ansicht der Konzernjuristen gegen Regeln von Gruner+Jahr, mit intern dokumentierten Überlegungen, dem Geschäftspartner Wiener Bühnenverein einige iPads zu schenken.

Konzern-Vize Johannes Werle übernahm die News-Führung. Er galt als Wunschkandidat der Belegschaft:Wie wäre es mit Werle?, fragte ein Chefredakteur Klein nach Schönwandts Ablöse, und die Mitarbeiter applaudierten.

Bogocz könnte bald einen neuen Finanzer brauchen: Nach Werle sollen sich schon Headhunter erkundigt haben. Er schien sich als Nummer eins wohlzufühlen, als er mit Pelinka erste Layouts von Designer Lukas Kircher für den News-Relaunch präsentierte.

Bogocz nannte Donnerstag bei einer Vorstellung als Themen etwa News-Relaunch und mehr Multimedia. Schönwandt ließ News.at optisch erneuern;die Networld insgesamt hat Aufholpotenzial. Weitere Betätigungsfelder für Bogocz, neben einem potenziellen Abgang Werles: Über nur noch eine gemeinsame Redaktion für Trend und Format wird spekuliert. Und Schönwandt ließ Unternehmensberater weitere "Optimierung" prüfen, um wie versprochen Voigts Renditen zu toppen.

Erst, sagen Konzernkenner, hat Bogocz aber eine Aufgabe, die nur beschaulich klingt: Ruhe in die News-Gruppe zu bringen. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 22.7.2011)